yo la tengo, paradiso, sunday 6th

Yo La Tengo haben gestern Nacht das Paradiso in Amsterdam bespielt. Die Location ist unschlagbar, eine Mischung aus Ballroom, Raketencockpit und Spielwiese mit bunten Kirchenfenstern und weiträumigen Nebenschauplätzen wie die Band Bryde als eine Art Opener. Ira sah am Beginn etwas traurig aus und die Band begann sehr leise und smooth vermutlich mit Stücken aus dem aktuellen Album There’ s a riot going on. James und Georgia komplettierten das Line-up. Alle Aufmerksamkeit in der umgebauten Kirche vom Dancefloor und den zwei Ballustraden war dem unfassbar virtuosen Trio aus Hoboken, New Jersey gewiss und selbst die leisen Töne waren gut verstärkt vernehmbar. Die Bühne war mit Vinyl, das von der Decke hing dekoriert. Ein Glas vermutlich Hochprozentigens diente Ira als Treibstoff, zunächst nur gelegentlich nippenderweise. Als erster bekannter Song konnte Nowhere Near von der Painful identifiziert werden, das Setup bestand aus zwei Teilen und einigen Zugaben und als Basismaterial standen achtzehn Alben zur Verfügung. Die Band hatte an diesem Wochende einen geschätzten Inspirator verloren, dem The needle and the damage done gewidmet wurde. Die Spielfreude erreichte im zweiten Teil ungeahnte Höhen, das Publikum nahm Feedbackkaskaden mit artistischen Einlagen zum dankbaren Anlass für spontanen Applaus, welches mir als altem Forumsknochen zwar nur ein müdes Lächeln abringen konnte, da ich nicht auf Action optischer Art warte, gewiss ist zwar das Zusammenspiel und die Improvisation sowie die Gegensätze Teil des Konzepts, weiss ich doch allerdings nur zu genau, dass ein Liveerlebnis durch nichts zu ersetzen ist und als Gesamtkunstwerk betrachtet werden muss. Alle Bandmitglieder wechselten sich an Keybords, Percussion, Bass und diversen Gitarren sowie Gesang ab, jedoch schien an diesem Abend das Rückgrat der Band sehr fragil beschaffen gewesen zu sein, obwohl auch humorvolle Ansagen das Geschehen etwas auflockerten. Nach dem Break nahm das Concert noch einmal deutlich Fahrt auf und eine Entwicklungslinie war deutlich erkennbar. Eine von de Meisjes durfte sich einen Song wünschen. Gut aufgewärmt erschienen wir vor Ort, genossen jede Note der regenbogenkaskadenfeedbackseifenblasenblütenstaubexplodierenden Gitarren und verliessen die Location derartig aufgeladen, dass die Erinnerung an dieses Erlebnis gewiss noch ein paar Tage durch den Alltag trägt. Ein ganz und gar runder Kurztrip ohne THC.

thanx a lot, yo la tengo.

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