Die Zukunft ist ein unbekanntes Land, das erobert werden will und das sich grossteils unserer Vorstellungskraft entzieht. Aber es gibt durchaus Stellschrauben, an denen man drehen kann. Zum Beispiel habe ich die Wahl, womit ich mein Hirn füttern will. Was ich (oder was nicht) zu mir nehme. Welche Webseiten ich besuche. Wie ich meine Freizeit verbringe. Wem ich zuhöre. Ob ich konstruktiv oder destruktiv denke. Ob ich ein if-then oder ein switch-case bevorzuge. Und so weiter. Eine gute Portion davon ist allerdings bereits durch das Land (oder die Hemisphäre, wenn Sie so wollen) determiniert, in die ich hineingeboren wurde. Der freie Wille soll an dieser Stelle nicht in Frage gestellt werden. Gut, dass wir ihn haben. Benutzen können. Erweitern können. Trainieren können. Stellen wir nun ein Gedankenexperiment an. Ich habe eine Zielvorstellung. Wie erreiche ich nun mein Ziel ? Welche Schritte muss ich unternehmen, damit ich mein Ziel erreiche ? In welcher Reihenfolge ? Was sind Voraussetzungen ? Was Konsequenzen aus dem ersten Schritt ? Wie bauen die Schritte aufeinander auf ? Welche (auch unwahrscheinlichen) Erwägungen muss ich in Betracht ziehen und wie gewinne ich Sicherheit ? Halten wir uns an ein Beispiel aus der Praxis.
Ich möchte in meinem Garten ein Baumhaus bauen. Welche statischen Betrachtungen müssen vorangehen, bevor ich Werkzeug in die Hand nehme ? Wie finde ich also die passende Astgabel ? Klettere ich auf den Baum oder benutze ich eine Leiter ? Welches Werkzeug benutze ich, welche Holzart bevorzuge ich ? Kiefernholz oder Mahagoniholz (nur um ein Beispiel zu nehmen) haben eine unterschiedliche Dichte und lassen sich somit auch unterschiedlich leicht oder schwer bearbeiten. Schneide ich das Holz im Garten zu, also vor Ort, oder im Keller ? Oder brauche ich einen Dienstleister ? Verschraube ich das Holz oder vernagele ich es ? Werde ich eine Tür einbauen oder baue ich das Baumhaus so, dass man es von unten her betreten kann ? Werde ich eine Strickleiter benötigen ? Wenn ja, wie wird sie befestigt und wie wird sie stabil verknüpft ? Wie wird das Dach beschaffen sein, um eine theoretische und praktische Wetterfestigkeit zu erreichen ? Wir sehen, planvoll vorzugehen bietet gewisse Vorteile. Bei Artefakten (nichts anderes sind Programme) ist es ähnlich. Struktogramme müssen der Implementierung vorangehen.
Der freie Wille ist ebenfalls ein Werkzeug. Ich gehe rechtsherum, linksherum, gehe zu Fuss, nehme das Fahrrad, den Bus, das Auto etcetera. Determiniert durch unendliche Voraussetzungen schränkt sich der freie Wille ein. Ein Süchtiger beispielsweise ist gefangen durch die Besorgung und Organisation seines Suchtmittels. Im Krieg dominiert das Überleben das Leben. Wir hier in Westeuropa haben andere Probleme als beispielsweise die Haitianer. Bildung und Krankenhausinfrastrukturen gehören hier für uns nicht zu den primären Problemen. Wir sehen, überall gibt es unzählige Betrachtungen, die dem tatsächlichen Handanlegen, am besten noch mit hinreichender Vorlaufzeit, vorangehen müssen. Hypnose beispielsweise haben wir in unseren heutigen Überlegungen nicht berücksichtigt. Nun wird es Zeit, ein Fazit zu ziehen. Auf unserem Weg gehen wir am besten strukturiert vor. Wir betrachten Eventualitäten und rüsten uns für den worst case. Wir denken im Voraus, ohne overthinking. Wir üben, trainieren, und wenn die Zeit reif ist, dann gibt es Action-Items. Wir leben.
Der freie Wille, er lebe hoch.