Das Auto (3rd)

Sternzeit 1308,0

Bernie hatte das Auto komplett zu Klump gefahren. Und nicht das erste.

Wir waren auf dem Weg zu O., als der Unfall geschah. Der Captain hatte uns rausgebeamt. Sie hatten also nur noch das Wrack finden können. Wenn man es sah, erschien es wie ein Wunder, dass aus der Karre noch jemand lebend rausgekommen war. Ich rauchte eine.

‘Lasst mich hier raus. Ich bin gesund.’, sagte O. Er hatte schon lange verstanden, dass man hier argumentieren musste und cholerische Anfälle hier fehl am Platz waren. O. hatte gestern um einen Termin gebeten, den sein Behandlungsteam ihm am Folgetag gern gewährte. Nuklearmedizin war O:’ s Spezialgebiet. Er wollte zwar nichts ähnliches versuchen wie der Postbote, aber er würde gut gewappnet sein. ‘Ich bin weder verstrahlt, noch habe ich Halluzinationen.’ eröffnete O. die Argumentation. ‘Sie haben Drogen genommen.’ erwiderte der Arzt. ‘Ich bitte Sie Doktor, in unseren Zeiten wird niemand ernsthaft die Gefährlichkeit von Zackenplankton in Erwägung ziehen. Wenn man in der Pubertät damit beginnt, könnte ich Ihnen noch folgen.’

‘Sie sind als Notfallpatient gekommen.’
‘Ich habe versucht mich umzubringen, korrekt.’
‘Werfen Sie uns einen Behandlungsfehler vor ?’
‘Keinesfalls. Ich möchte lediglich gehen.’
‘Morgen würden Sie das bereuen.’
‘Ich habe bereits eine Nacht drüber geschlafen und mein Entschluss steht fest.’
‘Sie haben im Klo gezündelt.’
‘Das steht im Bericht und der ist mehr als 8 Jahre alt.’
‘Schlafen Sie noch eine Nacht drüber.’
‘Sie kriegen meinen Karl-Heinz und dann bin ich weg.’
‘Denken Sie über Ihre Compliance nach.’
‘Geben Sie mir eine halbe Stunde.’
‘Gewährt.’

Der Captain fand, O. machte das sehr gut. Wir hatten eine stehende Subraumverbindung und die würde aufrechterhalten bleiben, wie auch immer O. sich entscheiden würde. Wir fütterten den Grizzly mit meteorologischen Daten. Wir brauchten eine Regenwahrscheinlichkeit. 15 Prozent, spuckte der Grizzly aus. Der Captain entschied, ihnen das Wrack zu überlassen und einen von uns zum Octopus reinzubeamen. Treffpunkt würde sowieso der Raucherraum sein. Die Maulwurfine übernahm die Aufgabe.

OM.

Das passte gut. Die Maulwurfine gab sich sofort zu erkennen. Als die halbe Stunde um war, spazierten beide in die Freiheit. Leider mussten sie den Bus nach Hause nehmen. Morgen würden wir uns also alle mit dem Captain in der Windmühle treffen. Ein Teammitglied würde uns dann vervollständigen.

Sternzeit 1308,5

3298 (repost from https://configedit.wordpress.com/2014/03/05/das-auto/)

Sternzeit 1308,0

Bernie hatte das Auto komplett zu Klump gefahren. Und nicht das erste.

Wir waren auf dem Weg zu O., als der Unfall geschah. Der Captain hatte uns rausgebeamt. Sie hatten also nur noch das Wrack finden können. Wenn man es sah, erschien es wie ein Wunder, dass aus der Karre noch jemand lebend rausgekommen war. Ich rauchte eine.

‘Lasst mich hier raus. Ich bin gesund.’, sagte O. Er hatte schon lange verstanden, dass man hier argumentieren musste und cholerische Anfälle hier fehl am Platz waren. O. hatte gestern um einen Termin gebeten, den sein Behandlungsteam ihm am Folgetag gern gewährte. Nuklearmedizin war O:’ s Spezialgebiet. Er wollte zwar nichts ähnliches versuchen wie der Postbote, aber er würde gut gewappnet sein. ‘Ich bin weder verstrahlt, noch habe ich Halluzinationen.’ eröffnete O. die Argumentation. ‘Sie haben Drogen genommen.’ erwiderte der Arzt. ‘Ich bitte Sie Doktor, in unseren Zeiten wird niemand ernsthaft die Gefährlichkeit von Zackenplankton in Erwägung ziehen. Wenn man in der Pubertät damit beginnt, könnte ich Ihnen noch folgen.’

‘Sie sind als Notfallpatient gekommen.’
‘Ich habe versucht mich umzubringen, korrekt.’
‘Werfen Sie uns einen Behandlungsfehler vor ?’
‘Keinesfalls. Ich möchte lediglich gehen.’
‘Morgen würden Sie das bereuen.’
‘Ich habe bereits eine Nacht drüber geschlafen und mein Entschluss steht fest.’
‘Sie haben im Klo gezündelt.’
‘Das steht im Bericht und der ist mehr als 8 Jahre alt.’
‘Schlafen Sie noch eine Nacht drüber.’
‘Sie kriegen meinen Karl-Heinz und dann bin ich weg.’
‘Denken Sie über Ihre Compliance nach.’
‘Geben Sie mir eine halbe Stunde.’
‘Gewährt.’

Der Captain fand, O. machte das sehr gut. Wir hatten eine stehende Subraumverbindung und die würde aufrechterhalten bleiben, wie auch immer O. sich entscheiden würde. Wir fütterten den Grizzly mit meteorologischen Daten. Wir brauchten eine Regenwahrscheinlichkeit. 15 Prozent, spuckte der Grizzly aus. Der Captain entschied, ihnen das Wrack zu überlassen und einen von uns zum Octopus reinzubeamen. Treffpunkt würde sowieso der Raucherraum sein. Die Maulwurfine übernahm die Aufgabe.

OM.

Das passte gut. Die Maulwurfine gab sich sofort zu erkennen. Als die halbe Stunde um war, spazierten beide in die Freiheit. Leider mussten sie den Bus nach Hause nehmen. Morgen würden wir uns also alle mit dem Captain in der Windmühle treffen. Ein Teammitglied würde uns dann vervollständigen.

Sternzeit 1308,5

2144 (untitled)

zwei wochen war der taucher krank, jetzt taucht er wieder gott sei dank.

after 2 weeks deprivation back on job, the time runs better if you do the work. 4 more weeks at the old location. see, my mind’ s equipped with filters, but they don’ t seem to work within. sometimes I just don’ t feel like talking. hans platzgumer is writer now (hi hannover). we’ ll see what time brings next.
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flash
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bernie had his sleep back, reason to be thankful.

oweia

Akute Zahnschmerzen zwangen Bernie dazu, eine Ibu einzuwerfen und einen Zwischenstop in der Deckertstraße einzulegen. In der Zwischenzeit hielt seine Mannschaft eine Experimentalversammlung in der Windmühle ab. Der Grizzly schien dieses Mal prädestiniert, die Versammlung zu leiten. Er begann mit der Geolocation, die nicht allzu genau war und zu Beginn also mit einiger Toleranz zur Mondbasis gefunkt wurde. Sodann wurde der Tee bereitet, der heute einmal zum Trinken gedacht war. Die Maulwurfine servierte also Chai und die Mannschaft begann das Brainstorming.
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toothache, bellybutton, scientology, busse und bahnen, communication breakdown, son volt, unterschichtenfernsehen, arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, grafische oberfläche, testament, patientenverfügung, ergotherapie, zeichensatz, tätowierung, bier, finanzkontrolle, betreuung, reiseapotheke, strafverfolgung, libelle, animal, körperpflege, ernährung, fotografie
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Damit sollte man weiterarbeiten können.

yet another favourite chapter

Ich sehe ein T-Shirt. Darauf abgebildet ist ein Bär. Darunter steht : Peace on Earth. Dieser Moment lässt mich nicht los. Bernie, das Biberratteneichhörnchen sitzt in seinem Tigerkäfig und macht sich Gedanken um seine geistige Gesundheit im Allgemeinen und um den Zustand der Welt im Besonderen. Allzuviel Grund zur Hoffnung gibt es nicht. Was soll man von einer Welt halten, in der alles beliebig ist und die sado-masochistischen Phantasien einer Minderheit bis zum Erbrechen ge- und versendet werden ? Sezieren wir den Zustand. Geld = Macht = mehr Geld, so funktioniert wohl der Kapitalismus. Kommunisten gibt es nur noch auf Kuba. Wo ist der Unterschied zur Diktatur ? Denken wir einen Moment lang über Umverteilung nach. Ohne Überregulierung, wohlgemerkt. Was, wenn der eine vier Jobs braucht, um über die Runden zu kommen und der nächste wegen Null-Bock genausoviel bekommt ? Was wenn Europa sich abschottet, um nicht von Armutsflüchtlingen überrannt zu werden und die politischen Flüchtlinge dabei mit über Bord (sic!) gehen ? Gefasel über Inklusion haben wir genug gehört. Die geistige Gesundheit Einzelner kann nicht vom Zustand unserer Gesellschaft getrennt betrachtet werden. Lassen wir als Namedropping ein Wort von Antonovsky fallen : Salutogenese. Positive Thinking ? Was wenn es negativ IST ? Ende der Achtziger brach der Kommunismus zusammen, in den Neunzigern dachten wir uns gegen Scientology verteidigen zu müssen, in den 00’ern machten wir den Irak platt und jetzt bezahlen wir die Vernichtung unserer Erde mit dem nicht vorhandenen Geld unserer Enkel. Ich habe keine Lösung, damit das klar ist, mich dünkt nur eines : SO geht es nicht !

Heaven 17

Lasst uns auf das besinnen, was uns gleich macht und nicht trennt, das wir uns Sorgen um den Zustand unserer Welt machen und sie nicht unseren politischen Führern überlassen wollen. Basisdemokratie als Stichwort. Mag sein, das sind Luxusprobleme, über die die Insassen von Guantanamo sich nicht kümmern
(können). Machen wir uns das nächste Bier auf oder tun wir was in unserer (kleinen) Macht steht, um die Mehrheit, die an der Wirklichkeit vorbeilebt aufzuwecken ? Man wird ja sooooooo müde. Vielleicht ist die Welt so, wie die Welt sein muss, seit wir einen Unbekannten zum Messias erkoren haben und ihn anschliessend folterten und töteten. Jedenfalls sehe ich unruhige Geister überall. Beruhigen wir nicht unser Gewissen mit Sozialfaselei über Paranoia und gesunde Anteile sondern bilden unsere Kinder so, dass sie ihren Aufgaben gewachsen sein werden. Bernie sitzt und denkt.

Und sitzt.
Und denkt.

PEACE ON EARTH

people don' t know their true power

people don’ t know their true power


—-
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dogs under stress – inspired by Moe Tucker

Sternzeit 1309,3

Der Captain hatte Fridge, Pansies Bruder mit zu unserem Windmühlentreffen gebracht. Endlich war unsere Mannschaft komplett. Da waren wir also alle, der Ameisenbär und der Delphin, die Maulwurfine, Bernie, die Spinne, die Fledermaus, die Schildkröte, die Giraffe, der Octopus und der Frosch, der wie immer etwas später kam, weil er grad noch eine rauchen musste, die Mücke, der Grizzly, der Captain und Fridge aus Italien, ich als Forscher schrieb das Logbuch, und zu guter Letzt schwebte Günthers Geist durch die Räume, um uns an das Damoklesschwert zu erinnern, das über uns allen schwebte. Wir waren bereit zum Start in einen neuen Quadranten. Als wir die Maschine hochfuhren, knarrte es in Gebälk des mittelalterlichen Bauwerks. Wir erreichten den notwendigen Energiepegel. Zum Abschied hatten wir O.’ s Akte in meiner Hütte zurückgelassen, zusammen mit dem Radiergummi. Langsam erhob sich das Windmühlenraumschiff in die Lüfte, um langsam aber sicher in den Orbit von Alpha Centauri vorzustoßen. Dort umkreisten wir diesen Stern noch eine geschlagene halbe Stunde, bis der Captain den Kurs gesetzt hatte. Quadrant Omega neun war unser Ziel, dort erhofften wir uns Antworten zu finden. Der Ameisenbär machte uns mit Hilfe der K.I., also dem Grizzly darauf aufmerksam, dass es schon ein guter Anfang wäre, die richtigen Fragen zu stellen. Ich blätterte um und legte schriftlich nieder, dass bei unserem Start das schönste Wetter geherrscht hatte, das mit der fünfzehnprozentigen Regenwahrscheinlichkeit war also eine treffende Vorhersage gewesen. Wir beschleunigten ungemein und schalteten auf Autopilot. Zeit für eine Zigarette, eine Pizza, ein Bier oder was auch immer. Der Delphin schien seine Melancholie endlich für ein paar Tage überwunden zu haben. O. gab ein paar Anekdoten aus der Klinik zum Besten. Zum Beispiel, wenn man geweckt wurde, um seine Schlafmedikation einzunehmen. Wer weiss, vielleicht hatten sie ihre Gründe, sei’ s drum, das Kapitel war Vergangenheit. Ein Keks, ein Psalm. Es sah aus, als würde man bei Schneefall Auto fahren. Der Kurs war in den Tiefen des Navigationssystemes verankert worden. Der Grizzly lernte, sich in unserer Muttersprache auszudrücken. Normalerweise hätten wir ihn mit genügend Details gefüttert haben müssen. Uns würden weitere Lebensformen erwarten, da waren wir uns sicher. Als wir durch den mediterranen Plasmanebel von Gargonzola Tetra flogen, schalteten wir auch die Subraumverbindung zum Mond ab. Schliesslich kochte ich uns einen Kaffee, erinnerte alle nochmal an die Natur der neapolitanischen Mastiffs, legte ein Foto ins Logbuch, das um 17:05 Uhr aus dem Weitsichtbullauge aufgenommen worden war, schloss meinen Eintrag und verkündete Feierabend, da der Autopilot uns sicher in den Omegaquadranten leiten würde. Wir freuten uns, dass wir als dieser bunte Haufen animalischer Kreaturen nun bald wieder eine Experimentalversammlung einberufen konnten. Ich drehte mir eine und der Frosch gab mir Feuer. Der Octopus kümmerte sich als Nuklearmediziner um die notwendigen Gesundheitsuntersuchungen. Eine homöopatische Menge seines geliebten Krautes hatte er sich nicht ausreden lassen. Es sei.

Sternzeit 1309,7

Das Auto

Sternzeit 1308,0

Bernie hatte das Auto komplett zu Klump gefahren. Und nicht das erste.

Wir waren auf dem Weg zu O., als der Unfall geschah. Der Captain hatte uns rausgebeamt. Sie hatten also nur noch das Wrack finden können. Wenn man es sah, erschien es wie ein Wunder, dass aus der Karre noch jemand lebend rausgekommen war. Ich rauchte eine.

‘Lasst mich hier raus. Ich bin gesund.’, sagte O. Er hatte schon lange verstanden, dass man hier argumentieren musste und cholerische Anfälle hier fehl am Platz waren. O. hatte gestern um einen Termin gebeten, den sein Behandlungsteam ihm am Folgetag gern gewährte. Nuklearmedizin war O:’ s Spezialgebiet. Er wollte zwar nichts ähnliches versuchen wie der Postbote, aber er würde gut gewappnet sein. ‘Ich bin weder verstrahlt, noch habe ich Halluzinationen.’ eröffnete O. die Argumentation. ‘Sie haben Drogen genommen.’ erwiderte der Arzt. ‘Ich bitte Sie Doktor, in unseren Zeiten wird niemand ernsthaft die Gefährlichkeit von Zackenplankton in Erwägung ziehen. Wenn man in der Pubertät damit beginnt, könnte ich Ihnen noch folgen.’

‘Sie sind als Notfallpatient gekommen.’
‘Ich habe versucht mich umzubringen, korrekt.’
‘Werfen Sie uns einen Behandlungsfehler vor ?’
‘Keinesfalls. Ich möchte lediglich gehen.’
‘Morgen würden Sie das bereuen.’
‘Ich habe bereits eine Nacht drüber geschlafen und mein Entschluss steht fest.’
‘Sie haben im Klo gezündelt.’
‘Das steht im Bericht und der ist mehr als 8 Jahre alt.’
‘Schlafen Sie noch eine Nacht drüber.’
‘Sie kriegen meinen Karl-Heinz und dann bin ich weg.’
‘Denken Sie über Ihre Compliance nach.’
‘Geben Sie mir eine halbe Stunde.’
‘Gewährt.’

Der Captain fand, O. machte das sehr gut. Wir hatten eine stehende Subraumverbindung und die würde aufrechterhalten bleiben, wie auch immer O. sich entscheiden würde. Wir fütterten den Grizzly mit meteorologischen Daten. Wir brauchten eine Regenwahrscheinlichkeit. 15 Prozent, spuckte der Grizzly aus. Der Captain entschied, ihnen das Wrack zu überlassen und einen von uns zum Octopus reinzubeamen. Treffpunkt würde sowieso der Raucherraum sein. Die Maulwurfine übernahm die Aufgabe.

OM.

Das passte gut. Die Maulwurfine gab sich sofort zu erkennen. Als die halbe Stunde um war, spazierten beide in die Freiheit. Leider mussten sie den Bus nach Hause nehmen. Morgen würden wir uns also alle mit dem Captain in der Windmühle treffen. Ein Teammitglied würde uns dann vervollständigen.

Sternzeit 1308,5

Konsumverhalten

Sternzeit 1306,7

O. vermisste sein Zackenplankton. Seit einer Woche war er jetzt im Krankenhaus, wenn man diese Station so nennen konnte. Von Zeit zu Zeit war die Tür verschlossen. Kaffee und Tabak hatte er genug. Wenn ihm danach war, rauchte er Zitronenmelisse. In der Bastelstunde schrieb er Logbuch. Es gab sogar ein Hirnleistungstraining, das er jedoch regelmäßig ausfallen ließ. Überhaupt musste man sagen, dass er sich nicht direkt große Mühe gab, an seiner sogenannten Gesundung – manche benutzten den englischen Begriff – mitzuwirken. Jedoch schien es ihm so, dass er wenigstens in Sicherheit war. Manchmal löcherte er das Personal mit scheinbar sinnlosen Fragen.

Was ist eine Tsychose ?
Woher kommt das ?
Was hat das mit Depressionen zu tun ?
Wann geht es mir besser ?
Was können wir tun ?
Warum bieten Sie hier Sport an ?
Können meine Freunde mich nicht mal wieder besuchen kommen ?

Er stöberte ein wenig in den Comics, die die Mannschaft ihm eingepackt hatte. Oh, sogar ein ‘Silver Surfer’ war dabei. Zwar gab es ein sogenanntes Stations- oder Patiententelefon, jemanden darauf zu erreichen war aber ungefähr so gut möglich wie mit einer Leiter zum Mond zu steigen. Überhaupt schien die Zeit auf der AC8 viel langsamer zu verstreichen als er das gewohnt war. Seinen Zackenplanktonkonsum hatte er als kontroproduktiv erkannt. Das war für eine Woche schon ein gewaltiger Schritt. Der sonstige Konsum von psychotropen Substanzen inklusive Kaffee, Zigaretten, Tee, Minze und Zitronenmelisse war jedoch nach wie vor bezeichnend hoch. Er aß einen Keks und ging schlafen. Ein Neumond, ein zunehmender. Kein Regen. Er schlief ohne Pillen, Gott sei’ s gedankt. Aber unruhige Träume.

Sternzeit 1307,3

Anarchistische Tendenzen

Sternzeit 1305,3

Wie verabredet stand Bernie um 10 auf der Matte. Er hatte viel zu erzählen. Gerade hatte er O. in der Ergotherapie besucht. Das war der kleinste gemeinsame Nenner, auf den er sich eingelassen hatte, auch wenn wir ihm doch empfohlen hatten, alle anderen Therapieformen ebenfalls auszuprobieren. Er hatte Vertrauen zu einzelnen Mitpatienten gefasst. Beim Klinikpersonal sah das anders aus, manche beschwerten sich schon über seine anarchistischen Tendenzen. So hatte er die Idee eines Hungerstreiks gehabt. Es erschien ihm unmöglich, einfach business-as-usual zu machen, wenn auch nur ein einziger Mitpatient im spirituellen Krieg lebte. Da musste man doch etwas unternehmen ! Und da fiel ihm nunmal beten nicht als erstes ein. Der Ameisenbär würde darüber ganz besonders traurig sein, das stand nunmal fest. Aber trotzdem konnte man nicht behaupten, dass O. nichts hatte, an das er glaubte. Oh, er glaubte an ausgleichende Gerechtigkeit, an Frieden und Liebe, an Menschen, die einen Unterschied zu den Gleichmachern und den Drogen machten, an den hippokratischen Eid, an die Rettung der Erde, an den heiligen Krieg gegen die sich selbst so nennenden Pädophilen (in Wirklichkeit sind es kriminelle Monster) und an den Regen. Das war nicht gerade wenig. Die Station hatte sogar im Raucherraum eine neue Farbe bekommen. In monatlichen Abständen wurde die Räucherkammer zwar sowieso wieder weiss gestrichen, aber das Graffitti wollte und wollte kein Ende nehmen. Für Einzelne hatten die Sprüche, die mehr darstellten als ein reines Lebenszeichen, sogar einen therapeutischen Effekt. Nicht direkt missionierend waren die Wände doch ein Forum für Gleichgesinnte. Wie O. überhaupt fand, mussten sich alle auf der Station, Klient oder MA, als Passagiere in demselben Boot empfinden. Im Moment lernte er gerade, Kraniche zu falten.

All das erzählte Bernie mir während eines ausgedehnten Frühstücks. Den Kaffee hatte ich mit Hilfe meines Bodums aufgesetzt. Ich fand, morgen war es mal wieder an der Zeit, ein Experiment zu starten. Wir würden O. Zitronenmelisse mitbringen. Getrocknete aus dem letzten Herbst. Auch wenn draußen bereits der Frühling dämmerte, war es vielleicht doch noch ein wenig kalt, um radzufahren. Im Bus fühlte sich jedoch niemand von uns wohl.

Wer weiss, vielleicht fühlten wir uns alle ja schon wieder fit genug, um eine neue Aussenmission zu starten. Wir ließen den Grizzly alle Ergebnisse an die Mondbasis funken und packten O. eine Tasche mit frischer Wäsche und einigen Comics. Die Maulwurfine packte ihm sogar einige Kekse ein. Bald würden wir die Kirschblüte feiern.

Sternzeit 1306,2

anything

Sternzeit 1304,1

‘Ich bin ja so depressiv.’ sagte O. Als Forscher interessierte mich sein Bewusstseinszustand brennend. ‘Du hast dich 20 Jahre lang zugedröhnt, kein Wunder, dass deine Hirnchemie verrückt spielt, wenn du mal eine Woche lang kein Zackenplankton zu dir nimmst.’ Was hatten wir nicht alles versucht. Diese – Tsychose – war schon etwas seltsam. Kein Beinbruch, redete ich mir ein. Endlich konnte ich ein lebendes Exemplar untersuchen. F-42 hatte der Grizzly gesagt. Der Jonglageworkshop auf der Station war ein voller Erfolg gewesen. Die vor sich hinmodernden Patienten waren froh über jede Abwechslung. Gewiss, man konnte ab und zu kickern oder Tischtennisspielen, das half gegen akutes Psychogedöns allerdings wenig.

Wieder zu Hause angekommen stopfte ich mir eine weitere Teepfeife. Ich legte Musik auf. Ich spülte. Ich räumte auf. Ich holte Brötchen für die WG. Ich lernte. Ich staubsaugte. Ich schrieb. Ich sang. Müde wurde ich nicht. Dann führte ich ein weiteres Experiment durch. Dafür benötigte ich ein Telefon. ‘Der Präsident möchte wissen, wie es dir geht.’ sagte ich zu O. ‘Der Präsident kann mich mal’, erwiderte er. Zeit, die Pillen zu nehmen. Okay, eine Pizza. Okay, ein Bier.

Heute abend war der erste Mond voll, der zweite abnehmend. Sie kreuzten den Orbit in eliptischen Bahnen. Und die Gezeiten ? Oh, der Herr. Dazu befragte ich den Ameisenbär. Der fing an zu erzählen und hörte erst spät in der Nacht damit auf. Dann bekam ich einen SSZ. Ich ging schlafen, ohne TV. Bernie würde morgen um 10 vor der Tür stehen und vom Fortschritt des Octopus berichten. Dann musste ich fit sein. Tee war genug da.

Sternzeit 1304,4