Schmunzelfieber

Sternzeit 1465,1

Nach dem nächsten Flash waren unsere drei Piloten wieder vereint. Die Windmühle hatte sich als Fluggerät bewährt. Im Alltag galt es zu navigieren und das Ziel der Mission nicht aus den Augen zu verlieren. Also starteten sie heute in Richtung Niederlande. Nicht wegen dem Gras, oh nein. Ruckelnd erhob sich die Dark Shadow. Sie ließen die westfälische Landschaft hinter sich und kümmerten sich einen Moment um Fridge. Jane gab ihm seinen Markknochen. John und Jane verstanden Maurie nicht immer, seine Marotten waren doch von Zeit zu Zeit schwer zu verstehen. Doch sie standen hinter ihm, wenn er sagte Kurs Nordwest, flogen sie nach Nordwest. Sie waren etwa in Höhe 300 Fuss und über Enschede, als eine Meldung eintraf. Sie handelte von Fussball. Da würden sie sich eine Auszeit nehmen und in Amsterdam am Public Viewing teilnehmen.

Flash.

In der Heimat schmunzelten bereits alle. Niemand hatte es fertiggebracht, Maurie zu desillusionieren. Also ließen sie ihn gewähren. Er würde es früh genug mitbekommen, da waren alle sicher.

Flash.

Amsterdam, La Tertulia. Sie tranken Milchshakes. Bald würde Anstoß sein.

Use/Abuse

Sternzeit fünf nach zwölf

Als Opfer von Gewalt in der Familie und Vachss-Leser versuche ich einen Aufsatz über emotionalen Missbrauch, der über eine reine Reproduktion des Gelesenen hinausgeht.

Emotionaler Missbrauch ist die systematische und strukturelle Verkleinerung des Gegenübers, die Reduktion auf ein Objekt unter Anwendung von physischer, emotionaler oder psychischer Gewalt. Hier sind nicht gelegentliche, sondern fortgesetzte Schläge gemeint. Kinder spüren sehr genau, wann jemand die Grenze zwischen Ermutigung, Belehrung bzw. Androhung von Gewalt oder Erpressung überschreitet. Niemand ist jedoch reines Opfer seiner Sozialisation. Peer-Groups erlangen heute früher Bedeutung als in den siebziger und achtziger Jahren, Gewalt gab und gibt es jedoch schon immer und eine Änderung ist nicht in Sicht. Alle Antennen rausgezogen, ständig auf der Hut vor Gefahr, ein Hot-Spot auf Andersartigkeit ausgerichtet, auf der Suche nach Schutz und Wahrgenommensein, das können die Folgen sein. Gewiss ist emotionale Gewalt noch eine Art schillernder als direkte sexuelle Gewalt. Wenn man missbraucht wurde, hat man wenigstens jemanden, den man hassen kann. Wie bereits an anderer Stelle vermerkt, gilt es jedoch eine Grenze zwischen krank und böse zu ziehen. Wie das Wort ‘Soziopath’ hergibt, sind soziale Beziehungen nur schwer aufzubauen und noch schwieriger aufrechtzuerhalten. Identifikation mit Randgruppen und ein tiefsitzendes Misstrauen selbst gegenüber nächsten Angehörigen, Therapeuten, Ärzten, Pflegern, Betreuern und jedweder Form von Autoritäten können die Folge sein. Niemand ist jedoch *nur* Opfer. Warum werden manche Heiler, manche Täter, fragt Vachss an einer der entscheidenden Stellen ? Das Böse ist nicht genetisch bedingt. Gewiss ist niemand zum Drogenmissbrauch verdammt. Ob man Sexualstraftäter therapieren kann oder nicht, kann von dieser Stelle nicht beurteilt werden, hier fehlt Erfahrung. Manche gehören sicher für immer hinter Gitter. Das Fatale an Emotionen ist ihre Direktheit, ein Ausgeliefertsein an erlernte Mechanismen ist nur schwer umzuprogrammieren.

Im Erwachsenenalter hat man Mittel und Wege an die Seite gestellt bekommen, Angst, Scham und Wut zu sublimieren. Warum nun ist der Abgrund doch in jeder Sekunde präsent ? Wie diese tiefen Gräben aus Misstrauen und Negation überwinden ? Wie Hilfe erfahren und Hilfe weitergeben ? Wie aus Fehlern lernen und wann Verzeihen lernen oder einen endgültigen Schlussstrich ziehen ?

Die Gene sind nicht verantwortlich zu machen und die Gehirnchemie ist zu komplex, um hier auf eine Medikation zu vertrauen. Sinnvolle Aufgaben stellt man sich am besten selbst. Die Ursachenforschung könnte allerdings der erste Schritt zum Weiterleben sein.

Als erfahrener Psychotiker, ehemaliger Drogenabhängiger und BeWo-Bewohner mit Arbeit unter Vernachlässigung des Potentials versuche ich, Mittel und Wege zu finden, mit der gemachten Erfahrung zu leben und *vielleicht* anderen aus dem Dschungel zu helfen, in dem ich mich selbst nur allzuoft verirrt habe. Dieser tiefsitzende Hass gegenüber allem, was auch nur im entferntesten mit *Druck* zu tun hat, ist eine schwere Bürde. Jedoch in der reinen Opferrolle zu verharren ist nicht nur ein Stehenbleiben bei bisher gelernten Mechanismen sondern sogar ein Schritt rückwärts. Die sogenannten ‘Professionellen’ jedenfalls haben in den meisten Fällen nicht den Hauch einer Ahnung, welche Grenzen man überschritten hat, überschreiten musste ?

Der Intellekt jedenfalls ist eine mächtige Waffe gegen Minderwertigkeitsgefühle und es bleibt zu hoffen, dass mehr und mehr, Jahr für Jahr, Fall für Fall, Patient für Patient, Strafverfahren für Strafverfahren ans Tageslicht der Öffentlichkeit geholt wird.

Bittere Wurzeln wollen nicht ans Licht, sind jedoch dort erheblich besser aufgehoben als im Zwielicht oder am Straßenrand.

zentrales verzeichnis quantitativer banalitäten

Sternzeit 1297,4

Ich sitze im ZVQB und logge die erste Tageshälfte. Der Frosch ist auch online und raucht gerade eine. Auch ich kann mir meine Pausen frei einteilen. Es ist ein unschätzbarer Pluspunkt, einen Arbeitsplatz i.d.R. ohne Zeitdruck zu besitzen. Der Totart fiel gestern abend einmal aus. Wir sollten eine Experimentalversammlung einberufen. Ich nahm Kontakt zur Dark Shadow auf und ließ es auf die Tagesordnung setzen. Meine Artgenossen hatten an den seltsamen Macken, die mich seit einiger Zeit befielen, nichts auszusetzen. Die Computing Time wurde an drei Arbeitsplätzen zu zwölft (Krankenstand eingerechnet) geteilt. Es sind noch Stoffmuster zu kontrollieren und zu etikettieren. Leider gab es immer mal wieder auch Phasen ohne Arbeit. Unsere Anleiter organisierten die Audioservice und/oder sonstige Mailing- und Werbetätigkeiten für uns. Wir arbeiteten meistens irgendwie im Hintergrund. Insgesamt waren wir über einhundert. Der Octopus als Captain wollte alles genauestens wissen. Da gab ich umfassend Antwort, auch wenn andere das vielleicht gar nicht hören oder wissen wollten. Das Gravitationsfeld war lediglich als Notfallmaßnahme gedacht. Kommunikationseinrichtungen und Kopiermaschinen gehörten zu unserem Büroalltag. Im ZVQB war ich zwar meistens unzufrieden, hatte ich mir aber doch die Tätigkeit hier als Pflicht und den Feierabend als Kür auf die Fahnen geschrieben. Im Teamwork klappte es aber doch ganz gut. Lediglich die eingeschobenen reflektiven Einheiten gingen uns und unseren CEOs auf den Senkel. Die MMC erforschte ich nebenbei, allerdings bisher ohne Erfolg. Wir tranken circa 2 Pfund Kaffee pro 1 1/2 Wochen, das hatten wir ins Verzeichnis aufgenommen. Die Zigaretten zählte ich allerdings nicht. Inzwischen war Bernie zu einem guten Freund geworden. Was musste das für ein Unterschied zu seinem Alltag im Tigerkäfig sein. Manchmal trauerte er zwar dem blöden Günther nach, allerdings war er inzwischen auf einem guten Weg und ließ sich auch vom Octopus kein Zackenplankton mehr andrehen. Wie freute ich mich auf meine Teepfeife. Auch den Rest würde ich auf Autopilot gut hinbekommen. Vielleicht würde ich den Abend und die Nacht auch noch loggen. Regen.

reaching presence

Sternzeit 1296,3

Wir befinden uns in der Gegenwart und heute schreibe ich einen Logbucheintrag, der den vergangenen Tag zusammenfasst. Nachdem das Gravitationsexperiment geklappt hatte, nahmen sie endlich Kontakt auf. Mein jahrzehntelanges Warten hatte sich also gelohnt. Es ist ein Glück und keine Selbstverständlichkeit, dass die ganze Mannschaft die lange Reise zu mir geschafft hat. Meine Hütte hatte zwar nicht genügend Sitzplätze, aber wir haben unseren Erfahrungsaustausch trotzdem beginnen können. Im Moment sind alle in die Dark Shadow zurückgekehrt. Nun habe ich in der Vergangenheit so viele Lebensformen kennengelernt, dass diese bunte Mischung mich nicht mehr überraschen, aber dennoch bereichern konnte. Einer von ihnen ist allerdings schon tot. Bernie hat mir erzählt, er habe ihn eigenhändig umgebracht. Vielleicht war das notwendig. Meine Familie lebt weit verstreut und ich habe soeben mein Auskommen. Nachdem ich also mein Tagwerk im ZVQB verrichtet hatte, führte ich einige Autoexperimente durch, ohne Erfolg. Mein Modus ist im Moment wach und produktiv. Als ich mir eine neue Tasse meines Lieblingsgetränkes kochte und die Wäsche aufhing, musste ich einige Minuten nicht über sie nachdenken. Morgen würden mir wieder viele Artgenossen begegnen und ich freute mich nur mittelmäßig darauf. Allerdings musste ich zugeben, dass ich selbt auch nicht gerade der angenehmste Zeitgenosse war. Seit dem Kontakt zu den Teilen der Fauna, die im Windmühlenraumschiff nach Alpha Centauri gekommen waren, ging mir zwar langsam die Puste aus, aber heute habe ich weder herumgeschrien noch etwas zerstört. Ihr müsst wissen, ich habe eine biologische und eine soziale Familie. Für heute Nacht habe ich noch genug zu rauchen und seit 8 Tagen befinde ich mich im Trockenmodus. Schlaf bekomme ich genug. Ich möchte nicht versäumen, meinen Dank dem unbekannten Spender aus dem Sommer des vorvergangenen Sternjahres auszusprechen. Nun werde ich mich noch ein wenig mit der reichlich vorhandenen Unterhaltungselektronik verlustieren. Zum Glück kenne ich ihren Landeplatz. Zunehmender Mond.

o-fourteen preview

Wohnen
Arbeit
Fortbildung / Experienced Involvement
Arzt
Betreuer
Familie
Drogen und Alkohol
Finanzen
Liebesleben
Hygiene
Kleidung
Ernährung
Aggressivität
Glaube
Planung

Wohnen

Die betreute Wohnform zerrt an den Nerven. Eine Gratwanderung zwischen dem Rückzug ins Private und Gemeinschaftsaktivitäten inklusive Betreuungsterminen (Mahlzeiten, Einkäufe) muss gefunden werden. Seit dem 15.3. 2011 werde ich durch Mitarbeiter der Klinke gGmbH betreut. Die Mitarbeiter geben sich große Mühe, sind allerdings Zwangszuhörer. Zur Zeit fallen auf dem Papier 6,5 Fachleistungsstunden Betreuung und 1,5 Stunden Haushaltspflege an. Dies wird in der Realität nicht erreicht. Durch die Arbeit im ISR bin ich oft froh, einfach meine Ruhe zu haben. Einmal wöchentlich findet eine Mahlzeit statt, es gibt einen weiteren optionalen Termin. Hier kommen wir auf zwei Stunden. Sporadisch nehme ich an der Einkaufsgruppe teil, im Alltag werden die Einkäufe jedoch in der Mehrzahl autonom erledigt. Es werden also 3 Stunden Betreuung wöchentlich verzeichnet.

Zu ergreifende Schritte : Die Planung per ISBR kann wie verzeichnet vorgenommen werden. Die Betreuung kann weiter rückgebaut werden. Es wird großer Wert auf die Freiwilligkeit der Aktivitäten gelegt. Im Frühjahr können eventuell wöchentliche Sporttermine aufgenommen werden.

Arbeit

Seit dem 13.5. 2013 leiste ich eine Vollzeittätigkeit. Im letzten Quartal (Okt. – Dez. 2013) ist ein unentschuldigter Fehltag angefallen. Manchmal lässt die Pünktlichkeit zu wünschen übrig. Inhaltlich stellt die Arbeit eine Unterforderung dar. Dass die Pausen frei einteilbar sind, wird allerdings positiv verzeichnet. Das Aufstehen und der Arbeitsweg (Wachwerden, Zigarette, Kaffee, (ggf. Bad), Start zum Bus / Fahrrad) ist weitgehend automatisiert und wird nicht täglich neu in Frage gestellt. Gegenüber der Tätigkeit für Audioservice bei Hrn. Jung ist ein geringfügig gestiegener Komplexitätsgrad der Arbeit anzumerken. Es ist Raum für zeitweise reflektive Einheiten. Gelegentlich muss im Teamwork / Arbeitsteilung gearbeitet werden, die diesbezogene Kommunikation klappt gut. Zwischendurch bin ich manchmal von Unruhe geplagt, dann verlasse ich den Arbeitsplatz zum Rauchen oder suche Gesprächspartner.

Fortbildung / Experienced Involvement

3 von zwölf Modulen sind absolviert. Die Arbeit am Portfolio und der Präsentation ist aufgenommen worden. Ende Januar findet das erste Schnupperpraktikum in der Kontaktstelle West / Lebensräume statt. Die Finanzierung liegt zur Bearbeitung in der Rechtsabteilung des LWL. Ein Förderverein ist bis auf einen Eigenanteil in Vorleistung gegangen (50,00/150,00/Modul). Die Fortbildung, die größtenteils in Gruppenarbeit stattfindet, wird als ausgesprochen hoffnungsverbreitend wahrgenommen. Das Zentrum der Ausbildung stellt das sog. Plenum dar, die Gesamtheit der 24 (22) Teilnehmer und 3 Trainer. Das Sprechen vor dieser Gruppe wird noch trainiert. Das zweite, 80-stündige Praktikum soll, falls möglich, in einer Akutklinik absolviert werden. Ob sich eine berufliche Perspektive öffnet, kann noch nicht abschließend mit Bescheid belegt werden. Eine Stelle als ‘Genesungsbegleiter’ wird möglicherweise angestrebt.

Arzt

Es finden 6 Termine jährlich statt. Die Medikation (Zyprexa 10-0-15-0, Fluanxol 12-0-12-0) wird wie vereinbart unter strengster Disziplin eingenommen. Die geplante Reduktion im Oktober 2014 wird allerdings kritisch gesehen. Das Verhältnis ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt. Die Blut- und Leberwerte sind in Ordnung.

Betreuer

Das Büro Ferrara arbeitet in höchstem Maße professionell. Es gibt nichts kritisches anzumerken. Die Hauptkoordination findet in monatlichen Abständen statt.

Familie

Das Verhältnis zu den Eltern ist wegen eines starken Erwartungsdruckes schwierig. Allerdings wurde der Bruder als Vertrauensperson im Krisenplan eingesetzt.

Drogen und Alkohol

Der letzte Cannabiskonsum fand im Sommer 2012 statt. Harter Alkohol wird i.d.R. nicht konsumiert. Der Umgang mit dem Feierabendbier ist eventuell etwas zu lax. Es wird Bier aus Bremen konsumiert, allerdings nicht mehr bis zum Pupillenstillstand sondern in Maßen.

Finanzen

Das Jahr 2013 oblag strenger Beobachtung und Buchführung. Es wurde mit einer schwarzen Null abgeschlossen.

Liebesleben

An dieser Stelle gibt es wenig bis keine Hoffnung zu verzeichnen.

Hygiene

Eventuell unterdurchschnittlich. Rasieren und Duschen regelmäßig.

Kleidung

Ist vorhanden.

Ernährung

Zuviel Coffein und ansonsten eventuell einseitig. Regelmäßige Mittagsmahlzeit auf Arbeit.

Aggressivität

Verbale Aggressivität und laute Fluchausbrüche sind seltener geworden, allerdings bricht sich der Frust doch von Zeit zu Zeit Bahn. Damit jedoch keine Unschuldigen darunter leiden müssen, finden diese Momente beim Alleinsein statt. Sport könnte an dieser Stelle helfen.
Glaube

Buddhistischer Freidenker mit christlichen Wurzeln.

Ich glaube weder an ein Leben nach dem Tode noch an einen liebenden Vatergott. Jesus mag eine zentrale Figur in der abendländischen Geschichte gewesen sein, Verträge kann man mit ihm allerdings keine schließen. Zwar besuche ich mehr oder weniger regelmäßig einen christlichen Hauskreis und bete auch manchmal, denke allerdings an Jesus weder als meinen Herrn noch als jemand Lebendigen. Dass ich jedoch christliche Wurzeln habe, lässt sich nicht verleugnen.

Frieden zu schließen ist mir bislang nicht gelungen.

Die satirische Monatspublikation ‘Titanic’ empfinde ich als ausgesprochen hoffnungsverbreitend, auch wenn sie mich nur sporadisch zum Lachen bringt.

Jahwe heißt ‘Ich bin’. Schließlich gilt es zu vermerken, dass ich den Tod als eine Art Befreiung empfinden würde.

Planung

Die Arbeit muss zur restlosen Selbstverständlichkeit werden. Hierbei kann es behilflich sein, sich eine Situation ohne Arbeit vorzustellen und die beiden Zustände im Geiste zu vergleichen. Eine 5-jährige Arbeitslosigkeit gehört zu meinem Erfahrungsschatz, da sollte es nicht schwer fallen, für die Arbeitsstelle dankbar zu sein oder sie mindestens ansatzweise zu schätzen zu wissen. Die Betreuung kann weiter rückgebaut werden. Ab März können allerdings regelmäßige Lauftreffen wieder ins Programm aufgenommen werden. Eventuell sollte versucht werden, eine mittelfristige bis längere Periode (ein bis zwei Monate oder das ganze Jahr) ohne Alkohol zu verbringen. Zumal in my humble opinion Alkoholkonsum gefährlicher ist als Cannabiskonsum. Wenn man allerdings sowieso schon ein gebranntes Kind ist, könnte eine gewisse Periode ohne Rauschmittel eine wertvolle neue Erfahrung werden. Kaffee als psychotrope Substanz lassen wir an dieser Stelle einmal unbedacht.

Die Experienced-Involvement-Fortbildung inklusiver zweier Praktika wird erfolgreich mit einem Zertifikat abgeschlossen. Danach kann ich über weitere Veränderungen nachdenken.

Bei weiterer Stabilität sollte die Medikation im Oktober 2014 auf

Zyprexa (Olanzapin) 10-0-10-0
Fluanxol 10-0-10-0

reduziert werden.

Ich habe keine Angst vor der Angst und lebe trotz vermerkten Gedanken im vorherigen Absatz gern.

Filmabend – This is the end….

Sternzeit 1287,4

Ganz grauenvolle Stimmungsschwankungen schüttelten unseren armen Bernie. Wie gut war es da, dass sich für heute Abend seine Mannschaft angekündigt hatte. Nacheinander trudelten der Ameisenbär, der Frosch, die Giraffe, die Fledermaus, die Spinne, der Delphin und als letztes der Octopus ein. Nachdem die Fledermaus unter Zuhilfenahme der Spinne und eines scharfen Messers aus Mais, Thunfisch, Charlotten und Pfeffer und Salz den Salat zubereitet hatte, sucht sich jeder einen Platz in Bernie’ s Tigerkäfig. Bernie hatte ein Multimedia-Interface für den Grizzly zusammengezimmert. Es lief ‘Apocalypse Now’ von Francis Ford Coppola, aber die Tiere starrten nicht auf den Bildschirm an der Wand sondern praktizierten gepflegte Kommunikation während der Mahlzeit. Der Film lief als Hintergrundberieselung. Da klopfte es plötzlich an der Tür. Draußen stand eine Schildkröte und begehrte Einlaß. ‘Verzeiht, ich möchte mich ungern selbst einladen, aber ich habe Hunger. Seit 76 Jahren bin ich trockener Alkoholiker und würde mich über eine Mahlzeit doch sehr freuen.’ Niemand hatte etwas dagegen, die Schildkröte an den gedeckten Tisch zu bitten. Aber auch niemand hatte bemerkt, dass eine Mücke ebenfalls in den Tigerkäfig eingedrungen war, während die Tür offenstand. Als es dann ‘bsssss…bssssst…’ über dem Tisch machte, während der Octopus sich gerade Nachschlag nahm, rief der Ameisenbär : ‘Der Satan, der Satan!’. ‘Nein, es ist eine Mücke.’, erwiderte der Octopus. ‘Ich bin nicht schwanger.’ sagte die Mücke und zog sich auf den Bildschirm an der Wand zurück. ‘Ich möchte den Film sehen.’ sagte die Mücke. ‘Na dann lassen wir sie doch.’ sagte der Frosch. Der Grizzly drehte den Bass auf, als die Doors die Eingangssequenz einleiteten. Bernie war vielleicht froh, endlich mal nicht bei einsamen Flasche Bier seinen Feierabend zu begehen sondern die Hütte voller Besuch zu haben. Der Grizzly hatte keine passende Stelle gefunden, so dankte der Ameisenbär mit seinen eigenen Worten zum Abschluss der Mahlzeit.

Als Stunden später alle wieder nach Hause gegangen waren, war Bernie schon wieder allein, aber er zehrte noch lange von diesem ungewöhnlichen Tag und ausserdem war die Mücke bei ihm geblieben. Bernie verspürte Verlangen, einfach draufzuhauen. Eine höhere Kontrollinstanz hielt ihn jedoch davon ab. ‘Lass mich allein, es ist besser so.’ sagte er zur Mücke. ‘Ich habe mich so daran gewöhnt, allein zu leben, dass mich ein Mitbewohner (ausser meinem Grizzly natürlich) doch ganz durcheinanderbringt. Das sah die Mücke ein. Die Mannschaft hatte das Logbuch dagelassen, so stöberte Bernie in den Aufzeichnungen der Reise zum Herrn der Gezeiten. Vielleicht würde er dann auch den Ameisenbär etwas besser verstehen. Bernie rauchte noch eine Pfeife Tee, zog sich die Schuhe aus, programmierte seine Werkssirene und ging ins Bett. Vorher hatte er jedoch den Grizzly angewiesen, den Mond heute Nacht ganz besonders gut zu beobachten. Er schlief fest und traumlos, bewegte allerdings seine Finger im Schlaf, ohne es zu bemerken.

Eine leichte depressive Verstimmung – slightly depressive resentments

Sternzeit / Startime 1285,7

Doch, Bernie hatte die Werkssirene gehört. Er wälzte sich aus dem Bett und konsultierte die Grizzly-K.I. ‘Kein Bock. Kaffee und Zigi okay. No work mood.’ Die K.I. antwortete. Bernie nahm den Zettel aus dem Drucker.

‘F20.4
Postschizophrene Depression
Info.:
Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im
Anschluss an eine schizophrene Krankheit auftritt. Einige
“positive” oder “negative” schizophrene Symptome müssen noch
vorhanden sein, beherrschen aber das klinische Bild nicht mehr.
Diese depressiven Zustände sind mit einem erhöhten Suizidrisiko
verbunden.
Wenn der Patient keine schizophrenen Symptome mehr aufweist, sollte
eine depressive Episode diagnostiziert werden (F32.-). Wenn
floride schizophrene Symptome noch im Vordergrund stehen, sollte
die entsprechende schizophrene Unterform (F20.0-F20.3)
diagnostiziert werden.’

So’ n Quatsch, sagte Bernie mehr zu sich selbst. Just a little sad. Dann begann er erneut, die K.I. mit relevanten Informationen zu füttern. ‘Bier Bremen, Tabak Rotterdam.’ gab er ein. ‘ICD 10 ausser Kraft’. fuhr er fort. ‘F.20.0 seit knapp achtzehn Jahren. Job, Job, Job. Durch die Wüste. Zwei schwarze und eine blaue Jeans. Kein Frühstück. Weed bis zum Abwinken. Nur noch 2 Jahre. Ping.’

Die K.I. rechnete. ‘Sie sind gesund!’, sagte die metallische Stimme. ‘Das kann nicht sein!’ protestierte Bernie. Zu oft hatte er sich AU’ s besorgt. ‘Gehen Sie arbeiten. Sie sind gesund.’ wiederholte die K.I. Bernie lehnte sich zurück. ‘Mein großer Zeh tut weh.’ sagte er. ‘Irrelevant, Sie nehmen den Bus.’ entgegnete die K.I. ‘Ich habe Parodontose.’, versuchte Bernie es noch einmal. ‘Teethbrush reachable.’ tönte es.

Es nutzte nichts. Bernie musste arbeiten. Was hatte er sich denn dort zurechtprogrammiert. Ihm fielen keine weiteren Ausreden ein, also stöpselte er den Grizzly auf Stand-By und nahm den Bus. Nach Feierabend würde er weiterdiskutieren. Nur so ging es. Nur so. Bernie schloss sogar die Tür ab. Den Telefonhörer legte er daneben. Ein Handy oder gar ein Smartphone besaß er nicht. Gott sei’ s gedankt.

same shit in mother tongue

Sternzeit 1282,3

Wir schrieben den zweiten Januar des Jahres 1xya. Nachdem Bernie zwei Tage über Günther nachgedacht hatte, begann er, neue Strategien zu entwickeln. Noch immer gab er sich der Illusion hin, Günther sei besiegbar.

– Bernie wusste nicht so GENAU, wie er sich seine Zukunft vorstellte, er wusste nur, was er NICHT wollte. Immerhin ein Anfang.

– Die Vorstellung, den Tag mit etwas anderem als einem Cappuccino und einer Zigarette anzufangen, erschien ihm irgendwie lächerlich.

– Mit Sport würde er frühestens im März wieder beginnen.

– Eine schlichte, einfache Umarmung des Feindes bewegte sich jedoch im Rahmen des Machbaren.

—-

Das Jahr hatte zweifellos einigermaßen annehmbar begonnen. Bernie war weder stoned noch besoffen gewesen. Im Gegenteil, er hatte klaren Kopfes nachgedacht und war mit einigen Lösungsmöglichkeiten um die Ecke gekommen. Wie wir wissen, endete Günther mit einem Loch im Kopf, das war unserem Bernie zu dieser Zeit allerdings noch nicht bewusst. Was hatte dieser dumme Schweinehund aber auch alles auf Lager. Schier unendlich kamen Bernie die Fallen vor, die sein innerer Schweinehund ihm tagtäglich in den Weg legte. Das vergangene Jahr hatte nichts greifbares ergeben. Die Arbeit. Ähem. Unbeeindruckt von Niederlagen am laufenden Meter nahm Bernie den Kampf mit dem Alltag wieder auf. Er bastelte sich eine Werkssirene in seinen Tigerkäfig. Er erhöhte sein Arbeitspensum. Er fuhr fort, mit dem dösigen Betreuungspersonal herumzujonglieren. Er fuhr auf Tickets. Er motivierte, statt zu demoralisieren. Er sparte gar. Nach seinen Medis konnte er eine Uhr stellen, auch wenn dort manchmal 17 statt 18 draufstand. Er bewegte seinen Geist. Manchmal jedoch, selten genug, ruhte er aus, atmete auf und tankte Kraft.

Die würde er auch brauchen.

Das Jonglagegedicht

Sternzeit xxx

Tagein, tagaus dieselbe Runde
wie ist der Schlaf, so sei die Kunde
wie geht’ s, wie steht’ s was macht das Herz
und was macht der Seelenschmerz
Manie, Depression und Schizophrenie
manche Wunden die heilen nie
doch die Situation die ändert sich
wenn man sich sagt ich akzeptiere mich
der Doktor fragt : wie wirken die Pillen ?
ich sage was zählt ist der Willen
ein Zeichen gegen die Gleichgültigkeit
ist ein Steinwurf mit Macht dann fliegt man weit
die Welt ist nicht scheisse sie ist bunt
ich schreibe mir die Finger wund
es klappt wenn man sagt ich habe Kraft
und lebe mit ganzer Leidenschaft
ein Feuer brennt in jedem von Euch
im Auge, im Herz und jetzt Schluss mit dem Zeuch