Eine leichte depressive Verstimmung – slightly depressive resentments

Sternzeit / Startime 1285,7

Doch, Bernie hatte die Werkssirene gehört. Er wälzte sich aus dem Bett und konsultierte die Grizzly-K.I. ‘Kein Bock. Kaffee und Zigi okay. No work mood.’ Die K.I. antwortete. Bernie nahm den Zettel aus dem Drucker.

‘F20.4
Postschizophrene Depression
Info.:
Eine unter Umständen länger anhaltende depressive Episode, die im
Anschluss an eine schizophrene Krankheit auftritt. Einige
“positive” oder “negative” schizophrene Symptome müssen noch
vorhanden sein, beherrschen aber das klinische Bild nicht mehr.
Diese depressiven Zustände sind mit einem erhöhten Suizidrisiko
verbunden.
Wenn der Patient keine schizophrenen Symptome mehr aufweist, sollte
eine depressive Episode diagnostiziert werden (F32.-). Wenn
floride schizophrene Symptome noch im Vordergrund stehen, sollte
die entsprechende schizophrene Unterform (F20.0-F20.3)
diagnostiziert werden.’

So’ n Quatsch, sagte Bernie mehr zu sich selbst. Just a little sad. Dann begann er erneut, die K.I. mit relevanten Informationen zu füttern. ‘Bier Bremen, Tabak Rotterdam.’ gab er ein. ‘ICD 10 ausser Kraft’. fuhr er fort. ‘F.20.0 seit knapp achtzehn Jahren. Job, Job, Job. Durch die Wüste. Zwei schwarze und eine blaue Jeans. Kein Frühstück. Weed bis zum Abwinken. Nur noch 2 Jahre. Ping.’

Die K.I. rechnete. ‘Sie sind gesund!’, sagte die metallische Stimme. ‘Das kann nicht sein!’ protestierte Bernie. Zu oft hatte er sich AU’ s besorgt. ‘Gehen Sie arbeiten. Sie sind gesund.’ wiederholte die K.I. Bernie lehnte sich zurück. ‘Mein großer Zeh tut weh.’ sagte er. ‘Irrelevant, Sie nehmen den Bus.’ entgegnete die K.I. ‘Ich habe Parodontose.’, versuchte Bernie es noch einmal. ‘Teethbrush reachable.’ tönte es.

Es nutzte nichts. Bernie musste arbeiten. Was hatte er sich denn dort zurechtprogrammiert. Ihm fielen keine weiteren Ausreden ein, also stöpselte er den Grizzly auf Stand-By und nahm den Bus. Nach Feierabend würde er weiterdiskutieren. Nur so ging es. Nur so. Bernie schloss sogar die Tür ab. Den Telefonhörer legte er daneben. Ein Handy oder gar ein Smartphone besaß er nicht. Gott sei’ s gedankt.

die doesige doppeldenkung

Sternzeit egal

Die dösige Doppeldenkung quälte Bernie, das Biberratteneichhörnchen nun schon seit geschätzt 17 bis 24 Jahren. Noch immer war er nicht hinter das Geheimnis gekommen. Er hatte alles, aber auch wirklich alles versucht. Von psychoaktiven Substanzen über Sex bis hin zu Narkotika. Leider hatte er dabei weite Teile seiner geistigen Gesundheit eingebüßt. Nun, es war nicht schade drum, davon ab. Bernie ging inzwischen zwar (wieder) einer geregelten Beschäftigung nach, konnte aber sein Gehirn meistens an der Garderobe abgeben. Hätte man wenigstens denken können. In Wirklichkeit malochte er wie ein Bergarbeiter. Es konnte doch nicht sein ….. (was nicht sein darf ???)

In seinem Tigerkäfig stand seit neuestem auch ein Rechner mit Internetanschluss. Das war in keinster Weise bemerkenswert, aber für Bernie von einer gewissen Wichtigkeit. Denn dort, und nur dort, führte er ein Leben als ‘Netizen’, das von realitätskonformen Querelen komplett frei war. Er liebte es, sich selbst zu googlen, sinnfreie Texte zu veröffentlichen, zu facebooken, bis der Arzt kam oder sensible Körperteile zu veröffentlichen. Große Teile seines Lebens waren für seine Umwelt gänzlich unbekannt. Im Bus oder im Supermarkt war er meistens von schwachsinnigen Scheisspennern umgeben, wenn er Alkohol kaufte oder Toastbrot. Nein, von seinen Mitmenschen hielt er wirklich nicht viel.

Meistens kam er sich vor wie im Kriegszustand. Gegen wen oder was er Krieg führte, nun, auch das entzog sich seiner Kenntnis. Es war sogar so, dass er von Tag zu Tag nicht mehr, sindern weniger wusste. Urvertrauen, oh doch, davon besaß er eine Portion. Er hatte sich lediglich geschätze zwei Jahrzehnte mit sogenannten ‘Psychopennern’ herumzuschlagen, die dachten, ein einzelner Mensch könnte einen Unterschied machen. Gewiss, Jamie von LoveIsTheMovement … Gewiss … Gary … Aber das Grundproblem der destruktiven Existenz verschlimmbesserte sich von Jahr zu Jahr. Nun war Bernie nicht doof, nein, das dürft Ihr nicht denken. Gewisse Teile der Psychopenner hatten durchaus ihre Daseinsberechtigung und gewiss hatte der eine oder andere ihn ein Stückchen auf seinem Weg begleiten dürfen. Aber er wäre sie doch lieber losgeworden. Sinnlose Gewalt und verbale Brutalität begleiteten Bernie in seinem Alltag. Früher, ja früher, als er noch die Uhrzeit nach dem Stand der Sonne ermitteln konnte, da hatte er sich gefühlt wie ein Tropfen im Ozean. Genau wie mit dem Weed, einmal durchteilen geht immer noch.

Was für ein Glück, das weite Teile der Physik ihm gänzlich unbekannt waren, sonst wäre er bestimmt ein (nicht mehr langhaariger) Bombenleger geworden.

Bernie ging duschen und machte sich ein Bier auf. Wo seid Ihr, Jungs ?????

Auf ein Neues !

home

Sternzeit 1012,6

Von Zeit zu Zeit konnte Bernie seine vier Wände nicht mehr ertragen. Dann ging er saufen, machte eine Clubtour und lag am nächsten Morgen im Bett wie ein Stein. Das Therapeutenpack wäre damit sicherlich nicht einverstanden gewesen. Es gab drei – nein genauer gesagt vier Plätze, an denen er sich in seinem Singleappartment aufhielt : Sein Sessel, sein Rechner und sein Bett. Der vierte Platz findet hier keine Erwähnung. Allein verbrachte er Woche um Woche in der Werbeagentur. Wenn er einen Ausbruchsversuch machte, schrieb der Arzt ihn zuverlässig krank. Und nun, ja nun musste er eine Leiche loswerden. Er setzte seine Wohnung in Brand und machte die Düse. Da unzählige Leute herumliefen, die ihm in der Stunde der Not sicherlich helfen würden, hatte er bereits einen Plan. Es würde keine Woche dauern und er hätte eine neue Bleibe. Nun folgt ein kleiner Kunstgriff des Autors. Wir schalten ein Jahr zurück in die Vergangenheit und beobachten, wie Bernie zum Mörder wurde.

Sternzeit 0641,3

Oktober. Bernie arbeitete halbtags. Irgendwie ging es. Busfahren war zwar ätzend, aber Bernie pflegte seine Jahre in eine Sommer- und eine Wintersaison einzuteilen. Die Sommersaison begann im März, die Wintersaison im Oktober. Auf der Arbeit war es kaum auszuhalten. Das lag nur zum Teil an den Gesprächen in den Raucherpausen. Aber wie gesagt, irgendwie ging es. Ein Biotop, ja das war es. Das Tierheim war nicht viel besser, aber mit den Wärtern konnte man sich zur Not arrangieren. Jedoch trotz allem, und wie gesagt : irgendwie ging es. Die Firma hiess ISR und machte Auftragsfertigungen für Hörgeräte der Marke Siemens Audioservice. Oh ja, es gab Sozialarbeiter. Und jede Menge Freaks. Aber um es zu wiederholen : irgendwie ging es. Jawohl.

K-Freitagspost vorm Easter Monday

Liebe Freunde.

auf dem (in meinem Verständnis) höchsten Feiertag des Kirchenjahres ein kleines Post für die Lesergemeinde, das wie immer vollkommen sinnfrei ist. Little Axe bietet die Hintergrundmusik zu diesem kleinen Text. Diesen Feiertag begehe ich total christenfrei. Am Montag dann werden wir uns wie immer zurufen :

– Der Herr ist auferstanden

– Er ist wahrhaftig auferstanden

Nach neun Monaten Alltagsarbeit hatten sich gewisse nervliche Verschleißerscheinungen eingestellt, die durch 10 Tage (fast) Nichtstun hoffentlich wieder ausgeglichen werden konnten.

Hier gibt es eine rudimentäre Betreuung, so dass wir (Pluralis Zirkulensis) uns am Dienstag wieder in frischer Tatkraft üben können. Das vergangene Wochenende ist schon aus dem Gedächtnis gewichen. Am Montag dann bahnte sich eine Aggression – dein unbekannter Freund – seinen Weg aus dem stressgebeutelten Körper an die Oberfläche der Gemeinschaft, es war wie immer laut. Den Rest der Woche verbrachten wir mit Müßiggang, Billard- und Backgammon- sowie Dartspiel und Biergenuss. Heute ist Gammeltach. Wir sind zu elft.

Es ist nicht einzusehen, wieso man sich freiwillig diesem Betreuungsstress aussetzen sollte, wenn man doch nur in Ruhe Feierabend haben möchte. Darum werde ich die Betreuung (während der Woche) wohl noch weiter runterfahren. Die Gemeinschaftsmahlzeiten am Wochenende sind hiervon nicht betroffen, da sie sehr wohl sinnstiftend sind, muss man sich doch ab und zu auch mit seinen Mitmenschen auseinandersetzen. Das Datenbankprojekt im ISR werde ich wahrscheinlich einfach im Sande verlaufen lassen, bin ich doch froh, wenn ich nach der Audioservice-Produktion nach Hause kann und ein Pivo öffnen.

Kurva matsch, Frühling, komm !!!