same shit in mother tongue

Sternzeit 1282,3

Wir schrieben den zweiten Januar des Jahres 1xya. Nachdem Bernie zwei Tage über Günther nachgedacht hatte, begann er, neue Strategien zu entwickeln. Noch immer gab er sich der Illusion hin, Günther sei besiegbar.

– Bernie wusste nicht so GENAU, wie er sich seine Zukunft vorstellte, er wusste nur, was er NICHT wollte. Immerhin ein Anfang.

– Die Vorstellung, den Tag mit etwas anderem als einem Cappuccino und einer Zigarette anzufangen, erschien ihm irgendwie lächerlich.

– Mit Sport würde er frühestens im März wieder beginnen.

– Eine schlichte, einfache Umarmung des Feindes bewegte sich jedoch im Rahmen des Machbaren.

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Das Jahr hatte zweifellos einigermaßen annehmbar begonnen. Bernie war weder stoned noch besoffen gewesen. Im Gegenteil, er hatte klaren Kopfes nachgedacht und war mit einigen Lösungsmöglichkeiten um die Ecke gekommen. Wie wir wissen, endete Günther mit einem Loch im Kopf, das war unserem Bernie zu dieser Zeit allerdings noch nicht bewusst. Was hatte dieser dumme Schweinehund aber auch alles auf Lager. Schier unendlich kamen Bernie die Fallen vor, die sein innerer Schweinehund ihm tagtäglich in den Weg legte. Das vergangene Jahr hatte nichts greifbares ergeben. Die Arbeit. Ähem. Unbeeindruckt von Niederlagen am laufenden Meter nahm Bernie den Kampf mit dem Alltag wieder auf. Er bastelte sich eine Werkssirene in seinen Tigerkäfig. Er erhöhte sein Arbeitspensum. Er fuhr fort, mit dem dösigen Betreuungspersonal herumzujonglieren. Er fuhr auf Tickets. Er motivierte, statt zu demoralisieren. Er sparte gar. Nach seinen Medis konnte er eine Uhr stellen, auch wenn dort manchmal 17 statt 18 draufstand. Er bewegte seinen Geist. Manchmal jedoch, selten genug, ruhte er aus, atmete auf und tankte Kraft.

Die würde er auch brauchen.

health status

Wohnen
Arbeit
Betreuung
Arzt
Familie
Freizeit
Psychologie
Ausblick

Wohnen

Die Hausgemeinschaft im Erlenweg ist ein echtes Zu Hause geworden. Hier ist mein Rückzugsort und hier kann ich auftanken. Die Betreuung hat sich auf etwa 6,5 Fachleistungsstunden / Woche eingependelt. Hierzu zählen sowohl Einkaufsgruppen, Gemeinschaftsmahlzeiten am Wochenende als auch psychosoziale Zigaretten und kurzweilige Kickerspiele. Fest steht jedoch, dass der Erlenweg für mich nicht als weitergehend dauerhafte Wohnform angedacht sein soll. Ich möchte als nächsten Schritt in eine unbetreute Wohnung in Bielefeld ziehen. Der Zeitplan hierzu hängt in erster Linie von der Beschäftigung ab. Also muss man wohl in Jahren rechnen. Zur Not wird eine ambulante Wohnbetreuung von einem ähnlichen Verein wie die Klinke (in Bielefeld heißt es Lebensräume) akzeptiert.

Arbeit

Ich gehe in diesem Juni in meinen zwölften Monat. Seit 2 Monaten arbeite ich wieder Vollzeit. Das Praktikum kann allem Anschein nach bis zu den Sommerferien Ende Juli verlängert werden.
Der Tatsache, dass ich in 10 Monaten BBB2 bei Hrn. Jung gewisse Entwicklungen durchgemacht habe, wird durch das Praktikum und die graduell komplexeren Tätigkeiten Rechnung getragen. Vor einem Wechsel in den Arbeitsbereich sollen noch weitere Abteilungen durch Praktika erkundet werden. Vielleicht ist auch ein externes Praktikum möglich. Um nun aber nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun, muss angemerkt werden, dass im September 2013 zunächst das zweite Jahr Erprobungsstufe beantragt werden muss. Inhaltlich habe ich in 3 Wochen Praktikum sowohl Montagetätigkeiten, Mailings bearbeiten, Kontrolltätigkeiten sowie auch Druckaufträge und begrenzt umfassende Computertätigkeiten ausgeübt. Ein unentschuldigter Fehltag ist nicht angefallen, jedoch hatte ich gelegentlich mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Insgesamt fühle ich mich im Werbeservice recht wohl. Lediglich die Kaffe- und Zigarettenpausen bedürfen wohl eines wachen Auges.

Betreuung

Die Betreuung durch Hrn. Ferrara läuft nun seit knapp 3 Jahren und ist bis auf weitere 3 Jahre bestätigt. Die regelmäßigen Treffen einmal monatlich haben zu einer gewissen Konstanz der Hilfeplanung beigetragen. Bei Ämterangelegenheiten ist das Büro Ferrara eine unschätzbar wertvolle Hilfe. Die Beantragung von persönlichem Budget wurde zunächst in die Hände der Wohnbetreuer gegeben. Hier sind erste Widerstände von Seiten des LWLs zu verzeichnen. Die Qualifizierungsmaßnahme im Herbst steht jedoch weiter auf der Tagesordnung. Vielleicht ist es sinnvoll, bei den monatlichen Treffen gewisse Fortschritte schriftlich festzuhalten sowie eine Planung für das jeweils nächste Treffen vorzunehmen.

Arzt

Zu Fr. Dr. Esdar besteht ein echtes Vertrauensverhältnis. Medikation konstant. Hausarzt für Somatik.

Familie

Recht seltener Kontakt aufgrund von Nervensparmaßnahmen. Eltern Mitte 70 Bruder mit Freundin und Sohn (18.7. 2013 fünfter Geburtstag).

Freizeit

Mein Tag beginnt mit einer Zigarette. Das erste was ich tue, wenn ich nach Feierabend nach Hause komme, ist die Butterbrote für den Folgetag anzufertigen. Ohne Musik wäre ich schon lange tot. Von Zeit zu Zeit besuche ich Konzerte in einem der beiden Forums [Mehrzahl von Forum ?]. Wenn mir die Zeit zu lang wird, koche ich mir den nächsten Cappuccino und rauche die nächste Zigarette. Schließlich gibt es noch das Internet inklusive Facebook.

Psychologie

Der Teufelskreis der Drehtürpsychiatrie wurde zum ersten Mal seit Jahren aufgrund der Tätigkeit im ISR unterbrochen. Der stabilisierende Faktor der Arbeit ist also nicht zu unterschätzen. Ich bin gut über psychische Erkrankungen aufgeklärt, das bringen die Jahre so mit sich. Ich werte meine psychotischen Episoden als Grenzerfahrung. Die Medikamente habe ich zu oft auf eigene Faust abgesetzt, so dass ich sie nun schließlich wie ein Uhrwerk einnehme und mich an alle ärztlichen Instruktionen halte. Lediglich mit dem Alkohol übertreibe ich es wohl gelegentlich. Nach Cannabis mache ich mich nicht aktiv auf die Suche.

Dadurch, dass mein Erstkontakt mit der Psychiatrie erst im Erwachsenenalter von 27 Jahren stattfand, waren die Grundfesten meiner Persönlichkeit wohl schon vorher zementiert. Hierbei gilt es, anzumerken, dass durchaus ein Unterschied zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu verzeichnen ist. Auch wenn die Persönlichkeit als einigermaßen verkorkst zu werten ist, kann man sich situationsangemessen verhalten. Somit sagt das Verhalten mehr über einen Menschen aus. Auch, wenn ich von Zeit zu Zeit noch Angst vor Gewalt habe, würde ich meine Schizophrenie als abklingend bezeichnen. Irgendwann muss diese Episode jedoch ganz abgeschlossen werden. Ich möchte es so formulieren : Der Teufelskreis muss nicht nur unterbrochen, sondern sogar beendet werden. Auch dies ist wohl ein Ziel, das in Jahren zu rechnen ist.

Ausblick

kurzfristig : Das (verlängerte) Praktikum wird bis zu den Sommerferien absolviert.

mittelfristig : Im September wird das zweite Jahr ISR begonnen, nach Möglichkeit in einer Abteilung, die durch das Praktikum kennengelernt wurde, also möglicherweise im Werbeservice.

langfristig : Der Lebensmittelpunkt wird nach Bielefeld verlagert. Dies ist nur mit Hilfe von Arbeit möglich. Ob dies eine Tätigkeit als Gebäudereiniger, Leergutsortierer, IT-Fachkraft oder Sozialbetreuer wird, vermag man heute noch nicht abschließend zu antizipieren. Eine weitere berufliche Qualifikation wird jedenfalls angestrebt. Denkbar ist es, außer dem Experienced-Involvement-Programm auch eine weitere Fortbildung auf dem IT-Sektor zu versuchen.

clean and sober, im Juni 2013, ewing

K-Freitagspost vorm Easter Monday

Liebe Freunde.

auf dem (in meinem Verständnis) höchsten Feiertag des Kirchenjahres ein kleines Post für die Lesergemeinde, das wie immer vollkommen sinnfrei ist. Little Axe bietet die Hintergrundmusik zu diesem kleinen Text. Diesen Feiertag begehe ich total christenfrei. Am Montag dann werden wir uns wie immer zurufen :

– Der Herr ist auferstanden

– Er ist wahrhaftig auferstanden

Nach neun Monaten Alltagsarbeit hatten sich gewisse nervliche Verschleißerscheinungen eingestellt, die durch 10 Tage (fast) Nichtstun hoffentlich wieder ausgeglichen werden konnten.

Hier gibt es eine rudimentäre Betreuung, so dass wir (Pluralis Zirkulensis) uns am Dienstag wieder in frischer Tatkraft üben können. Das vergangene Wochenende ist schon aus dem Gedächtnis gewichen. Am Montag dann bahnte sich eine Aggression – dein unbekannter Freund – seinen Weg aus dem stressgebeutelten Körper an die Oberfläche der Gemeinschaft, es war wie immer laut. Den Rest der Woche verbrachten wir mit Müßiggang, Billard- und Backgammon- sowie Dartspiel und Biergenuss. Heute ist Gammeltach. Wir sind zu elft.

Es ist nicht einzusehen, wieso man sich freiwillig diesem Betreuungsstress aussetzen sollte, wenn man doch nur in Ruhe Feierabend haben möchte. Darum werde ich die Betreuung (während der Woche) wohl noch weiter runterfahren. Die Gemeinschaftsmahlzeiten am Wochenende sind hiervon nicht betroffen, da sie sehr wohl sinnstiftend sind, muss man sich doch ab und zu auch mit seinen Mitmenschen auseinandersetzen. Das Datenbankprojekt im ISR werde ich wahrscheinlich einfach im Sande verlaufen lassen, bin ich doch froh, wenn ich nach der Audioservice-Produktion nach Hause kann und ein Pivo öffnen.

Kurva matsch, Frühling, komm !!!

goal thursday

Man kommt erst Sonntagabend wirklich im Wochenende an und dann braucht man auf der Arbeit 3 Tage, um sich vom Wochenende wieder zu erholen. Im letzten Jahrtausend waren die Montage öfters mal blau, zumal sonntags ein fester Termin auf dem Programm stand. Aus. Vorbei. Ende. Game over.

Die morgendliche Lektüre hilft auch nicht wirklich, aber immerhin ist es ein regelmäßiger Input, über den man mediterran meditieren kann. Von der Probezeit ist die Hälfte absolviert und heute ist der erste Tag mit einem gelben Zettel seit Beginn. Die Arbeitskollegen schmeißen mit Unfug und Analverkehr um sich und niemanden interessiert es eine Bohne, ob man lebt, stirbt, krank, gesund, faul, gut motiviert oder hallelujah-mäßig gut gelaunt ist. Es geht auch ohne Wort zum Wochentag. 2 gelbe Tage müssen reichen. Wenn man als Hobby ohnehin nichts weiter als Vor-Sich-Hinwohnen hat, ist es auch egal, ob das betreut oder autonom durchgeführt wird. Mobilitätsmäßig müssen die Füße oder ein Fahrrad herhalten und die Kommunikation erfolgt in der rezeptiven Richtung optoakustisch und in der Senderichtung ausschliesslich übers Netz. Es müssen einige Altlasten abgetragen werden. Betreuung ohne Einwilligungsvorbehalt ist dabei hilfreich.

Die Familie bekommt von alledem wirklich nur einen Bruchteil mit.