Friedhof
braindead
green hornets
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Mark Lanegan, oho
same shit in mother tongue
Sternzeit 1282,3
Wir schrieben den zweiten Januar des Jahres 1xya. Nachdem Bernie zwei Tage über Günther nachgedacht hatte, begann er, neue Strategien zu entwickeln. Noch immer gab er sich der Illusion hin, Günther sei besiegbar.
– Bernie wusste nicht so GENAU, wie er sich seine Zukunft vorstellte, er wusste nur, was er NICHT wollte. Immerhin ein Anfang.
– Die Vorstellung, den Tag mit etwas anderem als einem Cappuccino und einer Zigarette anzufangen, erschien ihm irgendwie lächerlich.
– Mit Sport würde er frühestens im März wieder beginnen.
– Eine schlichte, einfache Umarmung des Feindes bewegte sich jedoch im Rahmen des Machbaren.
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Das Jahr hatte zweifellos einigermaßen annehmbar begonnen. Bernie war weder stoned noch besoffen gewesen. Im Gegenteil, er hatte klaren Kopfes nachgedacht und war mit einigen Lösungsmöglichkeiten um die Ecke gekommen. Wie wir wissen, endete Günther mit einem Loch im Kopf, das war unserem Bernie zu dieser Zeit allerdings noch nicht bewusst. Was hatte dieser dumme Schweinehund aber auch alles auf Lager. Schier unendlich kamen Bernie die Fallen vor, die sein innerer Schweinehund ihm tagtäglich in den Weg legte. Das vergangene Jahr hatte nichts greifbares ergeben. Die Arbeit. Ähem. Unbeeindruckt von Niederlagen am laufenden Meter nahm Bernie den Kampf mit dem Alltag wieder auf. Er bastelte sich eine Werkssirene in seinen Tigerkäfig. Er erhöhte sein Arbeitspensum. Er fuhr fort, mit dem dösigen Betreuungspersonal herumzujonglieren. Er fuhr auf Tickets. Er motivierte, statt zu demoralisieren. Er sparte gar. Nach seinen Medis konnte er eine Uhr stellen, auch wenn dort manchmal 17 statt 18 draufstand. Er bewegte seinen Geist. Manchmal jedoch, selten genug, ruhte er aus, atmete auf und tankte Kraft.
Die würde er auch brauchen.
Der Tag
Sternzeit 1281,9
An diesem Tag war absolut ganz und gar nichts bemerkenswertes geschehen.Wir schrieben den einunddreißigsten Dezember des Sternjahres xyz. Günther piesakte Bernie noch immer. Es war wie eine leise Stimme, die ihm einflüsterte : Du bist nichts und Du kannst nichts. Da kann man schon mal über Mord nachdenken, oder was denkt Ihr ? Diese Stimme begleitete Bernie, seit er denken konnte. Er hatte gelernt, damit umzugehen, aber manchmal brach sich diese Stimme so gewaltig Bahn, dass es Bernie bis ins Mark erschütterte. Die Welt feierte. Unbeeindruckt davon war Bernie um 10 ins Bett gegangen. Wenn die anderen morgen mit einem Kater aufwachten, hatte Bernie schon seinen rituellen Spaziergang gemacht. Klaren Kopfes würde er über Günther nachgedacht haben. Nein, dass er ihn ermorden würde, daran war noch nicht zu denken. Noch immer gab sich Bernie der Illusion hin, ihn irgendwann in den Griff zu bekommen. Ihn kleinzuhalten. Eine neue Strategie musste her. Der Bohnentrick. Zähneputzen. Illuminationshalluzinationen. Zur Not Laufen. Sprachkalibrationen. Kompatibilitätsübungen. Irgendwas. Da er keinen physischen Ruheort ausser seinem Bett kannte, machte er mentalistische Tricks. Schwarz als Weiss und Weiss als Schwarz. Er hatte seine Arbeitszeit erhöht. Das war schwierig gewesen, hatte sich aber als machbar erwiesen. Er ging einmal um den Block, zündete eine Kerze an und legte sich ab. Das Jahr war bewegt gewesen, also verbrachte er den Neujahrstag im Bett, als er um 9 in der Früh vom Friedhof nach Hause kam.
