Kontakt

Sternzeit 1295,7

‘Ich habe auf Euch gewartet.’ sagte der Forscher, nachdem er uns in seine Behausung eingeladen hatte. Er wohnte einfach, aber funktionell. Es gelang uns nicht, jeder einen Platz zu finden, aber einige von uns standen offenbar gern. Der Octopus wies den Grizzly an, einen Life-Scan durchzuführen. Wir befanden uns in der absurden Situation, dass jeder von uns den jeweils anderen als Gegenstand weiterer Untersuchungen betrachtete. ‘Seit fast zwei Jahrzehnten weiss ich nun, dass es Euch gibt. Und an jedem einzelnen der seither verstrichenen Tage habe ich mit Euch gerechnet.’ Dem Ameisenbär wurde ganz schummerig, musste er wohl daran denken, dass auch unsere Expedition zum Herrn der Gezeiten diesem Exemplar der so noch nicht dokumentierten Spezies kein Geheimnis war. ‘Wollt Ihr Kaffee ?’ fragte der Forscher und braute mit Hilfe eines Bodums ein derartiges psychotropes Getränk unter Aufwendung 100-prozentiger Aufmerksamkeit. Er ging ganz in seiner Aufgabe auf. Der Grizzly brummte : ‘Life-Scan abgeschlossenen. Keine weiteren Lebensformen anwesend.’ ‘Ihr kommt aus dem Sternsystem El Sol, richtig ?’. Das war nun auch keine Überraschung mehr. ‘Lange habe ich versucht Euch und Euren Herrn zu kontaktieren. Ich habe mir Wissen angelesen und sogar Euer mittelalterliches Windmühlenraumschiff ist mir nicht unbekannt. Dass Ihr nun endlich da seid, freut mich sehr.’ Die Spinne untersuchte den Kühlschrank. Nachdem wir uns weiterhin bekannt gemacht hatten und einen gemeinsamen Kaffee genossen hatten, brachten wir uns gegenseitig auf den neuesten technischen Stand. Der Forscher hatte doch einige Geräte, die uns zwar der Form nach bekannt vorkamen, deren Funktion uns aber doch rätselhaft vorkam und die er, wie er zugab, schon lange wie selbstverständlich benutzte. ‘Nun erzählt, stimmt es, dass er jongliert ?’ fragte der Forscher, der uns seinen Namen noch immer nicht verraten hatte. ‘Das stimmt, und auch alles weitere Niedergelegte stimmt.’ sagte der Ameisenbär. ‘Du brauchst jedoch keine Angst vor ihm haben, er will wirklich nur helfen’, fuhr er fort.

Noch lange unterhielten wir uns, tauschten Anekdoten aus und aßen auch gemeinsam Abendbrot. Als wir heute Nacht in die Dark Shadow zurückkehrten, war uns bewusst, dass sowohl wir als auch dieser seltsame Planet heute einen wichtigen Schritt gemacht hatten. Genauestens verzeichneten wir alle neuen Informationen im Logbuch, funkten alles zur Mondbasis und auch der Delphin brachte seine Genossen in der Heimat auf unseren Stand. Zufrieden gingen wir dann in unsere Kojen, lediglich der Octopus und der Frosch rauchten noch ein wenig und fachsimpelten über die verschiedenen Formen des Tabakanbaus. Unser neuer Bekannter jedoch war nun zwar wieder allein – was er punktuell genoss – fühlte sich aber hochzufrieden und liess sich noch ein wenig vom Radio berieseln, bevor er auf dem Sofa einschlief. Weitere spannende Tage warfen ihren Schatten voraus.

Spaziergang

Sternzeit 1294,9

Heute haben wir unseren zweiten Erforschungsspaziergang unternommen. Erneut ist uns niemand auf den Wegen und Plätzen begegnet. Der Mann von gestern hatte sich inzwischen etwas beruhigt. Und wir haben eine neue Kommunikationsart entdeckt, ganz ähnlich unseres Funkverkehrs mit der Mondbasis. Welch ein seltsamer Planet, dieser Target. Beide Monde waren heute Nacht halbvoll. Ob die Bewohner daraus irgendetwas ableiten, ist uns leider noch vollkommen unbekannt. Wir fanden weitere Behausungen, Wege und Plätze und sogar einen Wald. Da doch recht viele Bewohner ihre Behausungen vom Tageslicht abschirmen, können wir nicht sagen, ob sie sich zu Hause eingeschlossen haben oder was der Grund für die leeren Wege ist. Die Geodaten unserer zweiten Expedition jedenfalls waren für den Grizzly ein gefundenes Fressen. Im Wald wenigstens schien niemand zu wohnen. Als wir erneut ohne Kontakt zur Dark Shadow zurückkehrten, hatten wir viele neue Details fürs Logbuch. Diesen seltsamen Forscher jedoch wollten wir weiter im Auge behalten. Wer weiss, ob sie über größere Strecken kommunizieren können, jedoch halten sie sich seltsame, knochenähnliche Gegenstände ans Ohr und reden so miteinander. In der Literatur fanden wir nichts dazu verzeichnet, zumal wir so weit ins All vorgedrungen waren, dass es keine verlässlichen Sternkarten mehr von der Gegend gab. Die Atmosphäre jedenfalls kam uns Tieren sehr entgegen, so dass wir den Planeten ohne Zweifel als Klasse M klassifizieren konnten. Der Ameisenbär, der Delphin und der Octopus unterhielten sich heute abend noch lange, um Pläne für unsere nächste Expedition zu schmieden. Die Gravitation jedenfalls schien alle ausser unserem ersten beobachteten Individuum ziehmlich kalt zu lassen. Er war ja ganz aus dem Häuschen gewesen. Dafür musste es doch einen Grund geben ? Eine humanoide Spezies also….