
#john
conscience-tech
Maurie hatte nicht alle technischen Daten zu Hand. Bei der Blutgruppe zum Beispiel herrschte ein Unsicherheitsfaktor von circa 50 Prozent.
2,00 m
84 kg
Augen braun
Haare braun
Blutgruppe vermutlich 0 Rhesusfaktor positiv (ohne Gewähr)
Schulbildung Allgemeine Hochschulreife
Ausbildung Fachinformatiker / Anwendungsentwicklung
right-hand preference
bes. kennz.: Tattoo chin. Schriftzeichen Shuang Xi rechter Oberarm
Lungenvolumen ~ 5 Liter
gelegentlich Extrasystolen
leichte Schädigung achter Brustwirbel
sonstiges Raucher und Kaffeetrinker
—-
Wir kümmerten uns gut darum, die Dark Shadow in Schuss zu halten.
Unser Forschungsgebiet war das menschliche Bewusstsein.
Flash
John und Jane hatten sich eine Auszeit ausbedungen und machten eine Whiskypause.
LSD ins Trinkwasser und Hanfsamen aus Hubschraubern
Sternzeit 1468,9
Der Octopus gewöhnte sich langsam daran, im Bus, im Supermarkt und auf der Straße beschimpft zu werden. Unser Verein saß im Bus auf dem Weg in die Normandie. Wir passierten gerade Straßburg.
Flash
Ameisenbär, Octopus, Frosch, Grizzly, Captain, Maulwurfine, Fledermaus, Giraffe, Schildkröte, Spinne, Fridge, Forscher, Delphin, Bernie, Mücke, Günther, Pansy, Maurie, John und Jane sangen laut.
Flash
Die Windmühle stand einsam und verlassen am Rande Engers. Zwei Geocacher hatten soeben das Filmdöschen gefunden. Morgen würde hier eine Hochzeit stattfinden. Selbst Schuld.
Flash
Wir waren gerade an einer Autobahnraststätte. Wohin es ging, war allen klar. Eine Tai Chi Übung später saßen wir alle wieder auf unseren Plätzen, der Bär ruhte sich aus und der Forscher übernahm die Fahrt. Für alle, die wollten, gab es Bier. Bernie und der Octopus spielten Backgammon. Es war nicht einzusehen, warum wir es nicht versuchen sollten. Morgen würde die Überfahrt beginnen.
Schmunzelfieber
Sternzeit 1465,1
Nach dem nächsten Flash waren unsere drei Piloten wieder vereint. Die Windmühle hatte sich als Fluggerät bewährt. Im Alltag galt es zu navigieren und das Ziel der Mission nicht aus den Augen zu verlieren. Also starteten sie heute in Richtung Niederlande. Nicht wegen dem Gras, oh nein. Ruckelnd erhob sich die Dark Shadow. Sie ließen die westfälische Landschaft hinter sich und kümmerten sich einen Moment um Fridge. Jane gab ihm seinen Markknochen. John und Jane verstanden Maurie nicht immer, seine Marotten waren doch von Zeit zu Zeit schwer zu verstehen. Doch sie standen hinter ihm, wenn er sagte Kurs Nordwest, flogen sie nach Nordwest. Sie waren etwa in Höhe 300 Fuss und über Enschede, als eine Meldung eintraf. Sie handelte von Fussball. Da würden sie sich eine Auszeit nehmen und in Amsterdam am Public Viewing teilnehmen.
Flash.
In der Heimat schmunzelten bereits alle. Niemand hatte es fertiggebracht, Maurie zu desillusionieren. Also ließen sie ihn gewähren. Er würde es früh genug mitbekommen, da waren alle sicher.
Flash.
Amsterdam, La Tertulia. Sie tranken Milchshakes. Bald würde Anstoß sein.
Kerker
Sternzeit 1463,4
Flash.
Maurie im Kerker.
Unter den Mitgefangenen begann sich langsam aber sicher gute Laune zu verbreiten. Alle hatten etwas auf dem Kerbholz. Die Humorpolizei ist eine überaus wichtige Einrichtung einer Demokratie. Maurie und sein Team hatten lange nicht kommuniziert. Nicht jeder hatte eine Herde tierischer Kumpels. John und Jane saßen in der Windmühle in Enger fest. ‘Kollege, was hast Du verbrochen ?’ fragte Maurie einen seiner Zellengenossen. ‘Ich habe während einer Jura-Vorlesung gelacht.’ antwortete der. Maurie gab Anekdoten seiner erlebten Reisen zum Besten. Sie spielten Skat. Sie rauchten. Sie tranken Tee. Sie beamten einen von ihnen raus, nach Hause. Ein Wärter kam und öffnete die Zellentüren. ‘Leute, Ihr seid zum Abendessen beim Chef eingeladen.’ Manche wollten sich nicht korrumpieren lassen. Die meisten allerdings gingen hin. ‘Warum werden wir hier festgehalten ?’ fragte Maurie. Der Grizzly konnte ihm in dieser Angelegenheit nicht remote helfen. ‘Political Correctness’. ‘Eine Bande Verbrecher.’ ‘Ganz arme Schweine.’ ‘Geldgierige Demagogen’. ‘Auch ein paar Idealisten.’
Flash.
Enger.
John und Jane beim Backgammon. ‘Haben wir seine Koordinaten ?’ ‘Latürnich’. ‘Seine Liste ist lang.’ ‘Ohne Zweifel’. ‘Ist er sich seiner Schuld bewusst ?’ ‘In keinem Falle.’ Jane bot eine Verdoppelung an. John nahm an. ‘Können wir ihn rausholen ?’ ‘…wir könnten…vielleicht…kommt auf einen Versuch an…besser, wir lassen ihn die Erfahrung machen…der nächste Flash kommt…
Alle Türen waren wieder abgeschlossen.
Bots
Sternzeit 1460,5
Vielmehr handelte es sich bei den Fremdenlegionären um eine Freiwilligenarmee. Nicht zu vergleichen mit Borg oder Bots. Wer sein Leben hinter sich lassen wollte, schloss sich ihnen an. Maurie hatte einige wenige bereits kennenlernen dürfen. Er war beeindruckt von der Schärfe ihrer Beobachtungsgabe und ihres Engagements. Nun saß Maurie am Strand, aß ein Eis und überlegte seine nächsten Schritte. Die Festung war weithin sichtbar. Ein anderes Leben. Maurie geriet in Versuchung, sein Forscherleben an den Nagel zu hängen und sich ihnen anzuschließen. Weil er Johann und Jane einige Tage nicht gesehen hatte, ging er schließlich in ein Internetcafe. Zu Live-Messengern hatte er keinen Zugang, weil er keinen entsprechenden Account hatte, aber Kontakt über Email würde komplett ausreichen. Er setzte eine Nachricht ab. Das christliche Ferienlager veranstaltete ab und an Ausflüge nach Monaco. Nun drehte Maurie sich eine Zigarette und rauchte sie. Dann ging er schwimmen. Den meisten seiner Mitmenschen begegnete Maurie mit Hass oder Verachtung. Für das andere Geschlecht interessierte er sich schon lange nicht mehr. Was soll ich Euch sagen, ein Flash setzte ein und Maurie wurde in die Parallelmühle in der Heimat gebeamt.
Es klingelte. Maurie schickte die Stromzecke zum Teufel. Er begann, in militärischen Strukturen zu denken. Die Mühle war gut befestigt, das war ein Anfang. Zu dumm, dass er meistens sowieso allein war. Wenn er John und Jane überzeugen konnte, mitzukommen…
Bald, nur allzubald, würde er mehr erfahren.
27th Essay about Hope
Mag sein, wir leben auf einem Schrottplatz. Mag sein, manche verlassen uns um eines besseren Platzes willen. Mag sein, einige gehen unter. Mag sein, manche degenerieren. Hoffnung ist nirgendwo in Sicht. Wenn wir es nicht schaffen, das Ruder herumzuwerfen, sind wir dem Untergang geweiht. Und doch sind die Nazis und die Pädophilen nicht so geboren worden. Auch das Böse hat einen Samen. Wir müssen Grenzen ziehen zwischen ‘ill’ und ‘evil’.
Kehren wir zum Guten zurück. Die Mehrheit von uns weiss Bescheid über Krieg und Ausbeutung. Ein Jeder kann an seinem Platz etwas zur Verbesserung der Lage für alle beitragen. Kann man Demokratie exportieren ? Wer gehört in die Geschlossene, wer ins Gefängnis und wer verdient eine zweite oder vierzehnte Chance ? Warum gelingt es uns nicht, die hoffnungsvollen Ansätze, die es vielleicht doch allerorten gibt auch zu kommunizieren ? Warum hört Iggy Pop nicht auf, Louie Louie zu singen ? Wer kennt noch Pink Floyd und Velvet Underground ? Wieviel Demütigung müssen wir noch ertragen ?
Fragen wie diese sind es, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Gewalt hat man mir angedroht, das ist richtig, jedoch weiss ich, dass der Grund für dies alles ausserhalb meiner selbst liegt, und das lässt mich ruhig werden. Hoffnung und Freiheit sind immer auch verbunden mit Verantwortung, und damit meine ich nicht den technischen Bereich. Die Schutzlosesten unter uns sind unsere Kinder. Und die Rapists kommen meistens aus dem Circle of Trust. Angriffswelle um Angriffswelle versuchen wir, Gerechtigkeit zu schaffen und die Monster zu entschärfen. Wie soll man sich dem Alltag zuwenden, wenn soviel im Argen liegt ? Es gibt die Drogen und die Kaputtmacher, das ist nunmal leider sicher, aber es gibt auch Hoffnung.
Die lasst uns geduldig pflegen, fördern, wachsen lassen und nicht aus dem Auge verlieren. Nein ich mag kein Pathos. Der nächste Termin ist Motorpsycho.

