Wir ließen die Hornisse einfach auf den Hund los. Evil signs. Wahrscheinlich läuft gerade Frühstücksfernsehen. So, der Kaffee kocht. Die Hausgemeinschaft liegt noch im Tiefschlaf. Teile von uns sind in ausgelagerten Subkontinenten untergebracht. Bernie, Gestalt, nun sind wir 25 Jahre auf diese Mission vorbereitet worden. Der Verein geht dieses Jahr in sein 9tes Jahr. Bis auf ein bißchen Asche monatlich bin ich nicht mehr aktiv (war ich es je ?). In wievielen Peergruppen sind wir Teil ? Warum kommen wir mit Autoritäten nicht zurecht ? Ein bißchen Schwund is immer, könnte man zusammenfassen.
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Flash
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Die Mühle startete erneut durch. Heute ging es wieder einmal nach Brasilien. 14 Stunden Flugdauer. Der Delphin schien seine Depression endgültig überwunden zu haben, hatte er doch heute sogar Lust auf eine Partie Backgammon mit dem Ameisenbären. Der Frosch war gerade im Badezimmer, als der nanomagnet-o-metrische Subraumsucher Erfolg meldete: Der Aggressor war identifiziert worden. Die Mannschaft erhob sich vom Startrek-gucken vorm Plasmabildschirm und brach in Aktivitäten aus. Unmengen aus Logfiles wollten konsultiert werden. Die Kommunikation musste überwacht werden. Die brasilianische Öffentlichkeitsarbeit wollte koordiniert werden. Und zu allererst musste der Aggressor unschädlich gemacht werden. Dies war nicht trivial. Wir landeten besser in der Provinz und bewegten uns fortan mit dem Fahrrad fort. Das Beamen war noch nicht über die molekulare Ebene hinausgekommen. Im Tarnmodus gingen wir auf Sinkflug. Nachdem wir gelandet waren, instruierten wir das Außenteam noch einmal gründlich. Der Grizzly hatte Koordinaten geliefert. Wir mussten sehr aufpassen. Alles würde in Sekundenbruchteilen entschieden sein. Der Frosch als Vorhut radelte voraus. Als wir ins Zielgebiet kamen, stiegen wir ab, parkten und umstellten den Wohnblock mit unserem notdürftig besetzten Einsatzkommando. Die Maulwurfine versuchte, durch den Keller einzudringen. Einen Pizzaboten vorzuschieben, schied leider aus. 2 vorne 2 hinten.
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ZUGRIFF !

Zweifel

So hatten wir also den Samen des Zweifels in Horst’ Bewusstsein eingepflanzt. Er zweifelte nicht direkt an seiner geistigen Gesundheit, nein, das nun gerade nicht. Aber sonst gab es nur sehr wenig, an dem er nicht zweifelte.

Horst hatte die alte Windmühle besucht. Sie schien ihm Zeugnis aus einer vergangenen Zeit zu sein, irgendwo zwischen dem dreizehnten und sechzehnten Jahrhundert. Manchmal trafen sich Paare dort, um zu heiraten. An diesem Tag kam sie ihm wie ein Raumschiff vor, die Flügel drehten sich und es rumorte in ihrem Inneren. Leise, mahlende Geräusche drangen an sein Ohr. Eines Tages würde er es wagen und sie betreten, aber heute, nein heute war nicht der richtige Tag dafür. Er machte sich auf den Nach-Hause-Weg.

Zu Hause angekommen setzte er sich vor seinen Schreibtisch und erledigte die liegengebliebene Steuererklärung für das vergangene Jahr. Es folgte eine halbe Stunde Müßiggang bei Kaffee, bevor der Postroboter ihn aus seinen Gedanken riss. Der neue TFT war angekommen. Er verkabelte alles ordnungsgemäß und fuhr das System hoch. Kommilitonen hatte er nicht, er war eine Art Einzelkämpfer und experimentierte mit künstlichen Intelligenzen herum. Wir hatten ihn ordentlich durcheinandergebracht mit unseren Ideen, so dauerte es seine Zeit, bis er die neuesten Erkenntnisse implementiert hatte.

Den Rest des Tages ließ Horst ungenutzt verstreichen. Lediglich die Logfiles kontrollierte er noch.

Liesberg

Nach unserer Rückkehr aus Amsterdam landeten wir auf dem Engeraner Liesberg, dem Ursprungsstandort unseres Windmühlenraumschiffs. Zu Fuß schwärmten wir aus, um Veränderungen in unserer Heimatstadt auszumachen, die eventuell in unserer Abwesenheit stattgefunden haben könnten. Wir fanden die Bäckerei und die Tankstelle an ihren gewohnten Orten. Lediglich der Kneipenbesitzer hatte in der Zwischenzeit mal wieder gewechselt. Wir fanden uns nach diesen ersten Erkundungen auf dem Bedienungsdeck ein und orderten eine Runde Pizza für alle. Der Ameisenbär brach das Brot und eröffnete die Mahlzeit. Sogar O. nahm sich Zeit für sein Stück und schlang einmal nicht alles hinunter, wie das sonst so seine Art war. Es gab Cola und Bier für alle. Dagegen hatte auch niemand etwas einzuwenden, bestand doch nicht die Gefahr, dass einer von uns es übertreiben könnte. Wir tauschten etwas Seemannsgarn aus und fütterten die olfaktorische Einheit des Grizzly mit neuen Eindrücken. Anschließend räumten wir das Erdgeschoss auf. Zu viel Gerümpel hatte sich dort angesammelt, eine örtliche Recyclingbörse wäre für das meiste von dem Zeug dankbar. Wir würden es sogar vorbeibringen, um nicht auf eine umständliche Terminabsprache mit dem Abholdienst angewiesen zu sein. Einen Bulli würden wir uns problemlos leihen können. Die Filmdose war an ihrem Platz, zum Glück. Wir konsultierten die Logfiles. Bis zu unserem nächsten Start würden wir hier ausharren. John und Jane gingen derweil nach Hause und verabschiedeten sich von weiteren Abenteuern. Vielleicht war ihnen das doch alles etwas zu aufregend gewesen. Da wir ansonsten eine recht illustre Mannschaft waren, schien das auch für alle in Ordnung zu gehen. Die Mondbasis funkte dem Grizzly den aktuellen Stand der Besiedelungspolitik durch, O. nahm eine Dusche und der Delphin übte jonglieren. Teevorräte würden wir auch für unsere nächste Mission genug dabeihaben. Wir sandten unsere seit Jahrhunderten gleichen Koordinaten zur Stiftskirche rüber und gingen eine Rund ins KIZ, Fussball gucken, jedenfalls der Teil von uns, der sich dafür interessierte. Der Rest der Mannschaft spielte Malefiz, Halma oder Backgammon, bevor alle in ihre Kojen gingen. 4 Grad, leichter Wind, kein Regen. Zunehmender Mond. Der Frosch rauchte nach dem Logbucheintrag eine Zigarette. Nachtwachen würden wir heute abend jedenfalls nicht benötigen.

Erste Schritte

Sternzeit 1458,1

Nach dem nächsten Flash, der am folgenden Nachmittag nach einem ganz und gar unspektakulären Tag erfolgte, entschloss sich Maurie, das kleine Inselstädtchen zu erkunden. Er fand eine idyllische Ansammlung von Häusern an der korsischen Küste im Nordwesten und sein Landeplatz in der Festung, die über der Stadt thronte, schien gut gewählt. Als er nach mehreren Stunden wieder in seine Mühle zurückkehrte, hatte er sogar sein Französisch etwas aufgefrischt und sich sporadisch mit einigen Anwohnern unterhalten. Es schien keine Kommunikationsmöglichkeiten in die Heimat zu geben, so dass er erneut den nächsten Sprung abwarten musste. Er hatte erfahren, dass die Korsen nicht gerade gut auf die Tourismusindustrie zu sprechen waren. Mit Hilfe persönlicher Verbindungen hatte allerdings eine Vereinigung namens ‘Neues Leben’ – in Landessprache ‘Nouvelle Vie’ – eine Art Ferienburg errichtet. Dort wurde viel gesungen. Er öffnete sich ein Bier und schrieb einen Erfahrungsbericht, da er befürchtete, die frischen Erinnerungen könnten verblassen, wenn er zu lange mit der schriftlichen Niederlegung wartete.

Am Abend stellten John und Jane fest, dass die Flügel der Mühle sich nach wie vor im Wind drehten, es war allerdings nicht feststellbar, ob das etwas über die Mühle in der Parallelwelt aussagte. So gingen sie zusammen nach Hause und würden am nächsten Morgen erneut Bernies Rückkehr checken.

So stand also eine Windmühle nach wie vor in der ostwestfälischen Provinz und schien zu funktionieren, vielleicht wunderte sich der eine oder andere Anwohner über die Aktivitäten, und die zweite stand an der korsischen Küste. Und unsere Maurie war der einzige, der eine Verbindung zwischen beiden herstellen konnte. Mittlerweile schlief der allerdings tief und fest, nachdem er alle Maschinen heruntergefahren hatte.

Startversuch

Sternzeit 1456,9

Maurie beriet sich lange mit Johann und Jane, bevor er einen ersten Startversuch unternahm. Das Deck hatte mannigfaltige Kommunikations- und Transportmöglichkeiten. Johann warnte Maurie, Jane ermutigte ihn. Nachdem die Konferenz zu Ende war, startete Maurie die Engines (verzeihen Sie die Anglizismen). Die Windmühle schien sich nicht zu rühren. Obwohl sie nach wie vor in dem kleinen Städtchen stand und für alle Bewohner weithin sichtbar war, kam es Maurie vor, als startete er in den Orbit. Konnte es möglich sein, dass die Mühle an zwei Orten gleichzeitig war ? John und Jane amüsierten sich mittlerweile auf einer Party, als die Windmühle begann, ihre Flügel drehen zu lassen. Jane war gerade vor der Tür, eine Zigarette rauchen, als sie sah, dass Maurie offensichtlich Erfolg gehabt hatte. Das berichtete sie John umgehend. Sie freuten sich beide und wähnten Maurie auf dem Deck und in Sicherheit. Maurie besah sich die Stadt mittlerweile von oben. Er hatte etwas feste Nahrung zu sich genommen, den Autopiloten abgeschaltet und die Navigation selbst übernommen. Er flog Kurs Süd-Ost. Die Party ging ohne Zwischenfälle und mit neunzig Prozent alkoholisierten Kandidaten zu Ende und John und Jane traten den Nach-Hause-Weg an. Die Mühle stand einfach nur da. Am nächsten Morgen würden sie Maurie besuchen gehen. Der war schon über dem Mittelmeer, als er innehielt und auf ‘Position halten’ schaltete. Die Sonne war lange nicht mehr zu sehen und er riskierte einen Blick auf die Sternkarten, um sich die weitere Vorgehensweise geistig vor Augen zu führen, bevor er einen weiteren Kurs setzen würde. Er setzte sich in den Sessel. Dann erfolgte der Flash. Das Deck blinkte, die Sonne war urplötzlich im Osten zu sehen und John und Jane betrieten den kleinen Vorraum. Sie stellten die Leiter auf und kletterten auf das Deck, auf dem sie Maurie schlafend in seinem Sessel vorfanden. Es schien, als hätte die Mühle sich nicht vom Fleck gerührt. Die Flügel drehten sich allerdings nach wie vor. ‘Es hat wohl nicht geklappt.’ flüsterte John Jane ins Ohr, sie wollten Maurie nicht wecken. Der kratzte sich langsam an der Nase und wachte langsam auf. Er wunderte sich doch sehr über seinen Besuch. Wo war das Mittelmeer ? Er schaute aus dem Weitsichtbullauge und stellte seine Position fest. Was war denn das ? Als sie sich gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht hatten, verließen die zwei Maurie wieder. Er öffnete den Kühlschrank, nahm sich einen Apfelsaft und konsultierte die Logfiles. Er war über dem Mittelmeer gewesen, ohne Zweifel. Das schien eine seltsame Windmühle zu sein.