2047 (positionspapier genesungsbegleiterpraktikum)

1. Bestandsaufnahme/Probleme
2. Chancen/Ausblick

1. – (Sammlung/ausformuliert)

Team im Rücken
Pünktlichkeit/Disziplin
Rollenverständnis
Essensausgabe
Gesprächsgehalt
Gruppen
eigene Schwachpunkte
Rückmeldekultur
Leerlaufzeiten

Die Erinnerung an eigene Patientenzeiten steht gleichzeitig manchmal im Weg und bietet ebenso die größten Chancen. Bis auf Weiteres verstehe ich mich als Pflegedienst ‘light’. Selbständiges Denken und Handeln steht in einer WfbM (auch wenn Computerarbeiten erledigt werden) nicht gerade im Vordergrund. Egozentrik sowie Beziehungsideen dominieren nicht mehr den Alltag, sind jedoch nicht vollständig verschwunden und können sowohl als Symptome als auch als integrale Bestandteile der Persönlichkeit verstanden werden. Verhalten ist aussagekräftiger als Diagnosen. Ein Ende des eigenen Rehaverlaufes ist nicht in Sicht.

2. – (dito)

Enttabuisierung
Spiritualität
Kausalität
Co-Moderation
Genesungsbegleitergruppe
Hausarbeit
Peer-Support-Worker-Ausbildung

Ermutigung und Unterstützung kann lediglich angeboten werden, die Nutzung von Entlastung kann angenommen wie ausgeschlagen werden. Radikales Akzeptieren der Realität ist ebenso desillusionierend wie notwendig. Der Fokus liegt auf dem Individuum. Auf Körperpflege und Ernährung zu achten sind Basisfähigkeiten. Krise und Chance sind im Chinesischen äquivalent.

Zweifel sowohl am System wie an den eigenen Fähigkeiten sollen nicht verleugnet, können allerdings im besten Falle ausgeräumt oder transformiert werden. Ein Hineinwachsen sowie persönliche Recovery-Schritte gehen bei dem erlebten Prozess Hand in Hand. Die eigene Betroffenheit ist ebenso hinderlich wie die größte Chance. Als Open-Source-Informatiker fühle ich mich in schlechten Momenten wie eine Parkbank, in guten Momenten kann durch die bloße Existenz bereits Hoffnung vermittelt werden.

Der Weg vom Survivor zum Transcender ist lang und steinig, er führt jedoch zu einem Bergsee aus Phantasie.

money

Sternzeit 1462,8

Flash.
Ongoing.
Frankfurt.
Hier nun also, in der Stadt des Geldes und der Titanic, ereilte Maurie das Schicksal in Form der Humorpolizei. Angeklagter, Ihnen wird zu Last gelegt, Sie hätten die eigene Existenz seit Jahrzehnten verleugnet, Sie nehmen sich ein wenig zu Ernst und haben nichts zur humoristischen Erbauung Ihrer Umwelt beigetragen. Was haben Sie zu diesen schweren Vorwürfen und zu Ihrer Verteidigung vorzubringen ?

Ähem.

Nun, weiterhin gehen Sie nur 20 von 21 Werktagen arbeiten, und allzuoft verschlafen Sie, weil Sie den Wecker beim ersten Klingeln ständig ausstellen und auf den Allmächtigen vertrauen, rechtzeitig wieder aufzuwachen…

Ähem.

Des Weiteren gehen Sie viel zu leichtfertig mit dem wenigen Geld um, das Sie verdienen, ob Sie nun arbeiten gehen oder nicht.

Ähem, pssssst, wenn ich nicht komme, werden mir achtzehn Euronen abgezogen.

Null und nichtig. Sie sind ein Choleriker. Sie sind verkorkst. Sie sind intelligent, aber faul. Disziplin ist ein Fremdwort für Sie. Sie jonglieren mit ihren Chefs und Betreuern und haben keine Ahnung von der Ernsthaftigkeit des Lebens.

Welchen Lebens ? Das aus arbeiten, essen, schlafen, Sessel, Stuhl, Bett besteht ?

Was wollen Sie Ihrem Neffen erzählen, womit Sie Ihr Geld verdienen ?

Der zumindest wird lachen.

Maurie begann, sich auszuziehen. Angeklagter, wollen Sie die Autorität der Humorpolizei untergraben ? Ist Ihnen der Ernst der Lage etwa nicht bewusst ? Beim linken Socken machte Maurie eine Pause. Er hatte seit fünf Stunden nicht geraucht und auch sein letztes Bier war einige Tage her. ANGEKLAGTER ! Ich liefere den Beweis, dass die Verschwörungstheoretiker Recht haben. Seit Monaten bezahle ich mit meiner Tätowierung. Die Blättchen kommen von Ebay. Ich ernähre mich spartanisch, damit ich mir den Smoke leisten kann. Ich habe nichts, aber auch gar nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen. Aber der Beweis schlummert in meinem Bewusstsein. Und unter meiner Haut. Keylogger on. Man hat mich durcheinandergebracht. Ciompi. Luhmann. Brecht. Vonnegut. Vachss. Schmidt. Maurie hatte die Dachpfannen mit Bierflaschen verwechselt, als er Glasziegel holen sollte. Das war eine Lektion. Maurie wurde mitgenommen und festgesetzt. Also musste er auf den nächsten Flash warten. Aber nun endlich war er auf einem Weg. Wohin ? Wer weiss das schon… Er ging in die Gemeinschaftsdusche. Duschgel brauchte er nicht. Und wieder hatte er es versucht. Weiter im Text. Flash.

Reisen ins Innere

Sternzeit 1302,9

Auf unserer heutigen Reise ins Innere eines linksdrehenden E-Coli-Bakteriums stellten wir etwas ganz und gar Überraschendes fest. Es existiert ein rechtsdrehendes Gegenstück aus Anti-Materie, das auf den äußeren Elektronenschalen ganz ähnlich beschaffen ist. Den Grizzly konnten wir dazu nicht befragen, der war damit beschäftigt, den Delphin auf der Subraumebene mit seiner Geliebten zu verbinden. Also mussten wir versuchen, eine Reise ohne K.I.-Begleitung anzutreten. Ich schickte Bernie zum Elektroinhalator. Den hatte der Octopus, der ja jetzt in der Psychiatrie sitzt, immer für seinen lustigen Zeitvertreib benutzt. Es war mir aber gelungen, den Inhalator mit dem elektromagnetischen Feld meines TV-Geräts zu koppeln, so dass wir ohne Probleme eine 25-fache Verkleinerung hinbekamen. Das reichte zwar nicht ganz zum Jonglieren mit den Elektronen, war jedoch schon um ein Vielfaches näher an unserem Bakterium als mit dem bloßen Auge. Bernie betrat die äußerste Schale und wartete auf der vermuteten Bahn. Der Antimaterien-Bernie hatte keinen Bock und bat mich um meine Teepfeife, die ich ihm ohne weiteres Aufhebens aushändigte. Bernie eins klopfte einmal. Bernie zwei antwortete mit drei Mal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Das tat er nur wegen dem Tee. Ich schickte Nummer eins eine Ebene tiefer ans Innere heran. Zwei streikte immer noch. Ein Positron stiess mit einem Neutrino zusammen. Das geschah im Schnitt 5 Mal im Jahr. Eins näherte sich dem Kern. 3 Quarks wurden vermutet. Ich las einen Psalm. Zwei flog aus dem Fenster, traf Sieben und löste sich auf. Bernie erforschte den Atomkern mit der gebotenen Obacht. Als ich den Befehl zur Rückkehr gab, verrutschte der Maulwurfine der Objektträger. Bernie fiel tief, überlebte aber ohne Blessuren. Als er schliesslich seine normale Größe wieder erreicht hatte, war er voll neuen Wissens über Rechts und Links. Zum Glück hatte er früh genug damit begonnen. Wir sahen uns die Monde an. Oho, was gab es alles zu entdecken !

Nachdem die Subraumverbindung zwischen den Delphinen geklappt hatte und nicht mehr benötigt wurde, kontaktierten wir den Octopus. Er saß, wie sollte es anders sein, im Raucherzimmer. ‘Gehen Sie linksrum.’ sagte der Arzt. O. stellte sich blöd. ‘Ich habe einen Sender im Zahn, den muss ich zur Verbesserung des Allgemeinwohls einsetzen. Visitieren Sie mich.’, sagte O. Der Arzt sagte : ‘Sie waren sehr, sehr krank, aber nun sind Sie wieder gesund und es gibt eine Menge Arbeit.’ ‘Haben Sie Feuer ?’ fragte O. Er drehte sich um und zählte seine Finger. ‘Das sind 11.’ bemerkte er plötzlich. Da war wohl etwas schiefgegangen. Wir schickten eine Subraummessage : ‘Erforsche die Station. Mach alles mit. Das ganze Programm !’ ‘Verflucht, dann geben Sie mir halt die Arbeit!’ schrie O. den Arzt an. Das wurde natürlich sofort schriftlich festgehalten. ‘Morgen mache ich einen Jonglageworkshop, okay ? Ach was frag ich.’ murmelte der Octopus und ging ins Bett. Die Medikation verweigerte er.

‘Lasst uns einen Kuchen backen und ihn morgen besuchen.’ sagte ich, als ich meinen Logbucheintrag beendet hatte. Das fragliche Neutrino hatte ich mit einem Post-It angeheftet. Alle fanden, das war eine hervorragende Idee. Gleich morgen ? Gleich morgen. Experiment ‘Patient weiss es noch nicht.’ konnte beginnen. Erfolgversprechend. Sternklarer Himmel.

Sternzeit 1303,7

same shit in mother tongue

Sternzeit 1282,3

Wir schrieben den zweiten Januar des Jahres 1xya. Nachdem Bernie zwei Tage über Günther nachgedacht hatte, begann er, neue Strategien zu entwickeln. Noch immer gab er sich der Illusion hin, Günther sei besiegbar.

– Bernie wusste nicht so GENAU, wie er sich seine Zukunft vorstellte, er wusste nur, was er NICHT wollte. Immerhin ein Anfang.

– Die Vorstellung, den Tag mit etwas anderem als einem Cappuccino und einer Zigarette anzufangen, erschien ihm irgendwie lächerlich.

– Mit Sport würde er frühestens im März wieder beginnen.

– Eine schlichte, einfache Umarmung des Feindes bewegte sich jedoch im Rahmen des Machbaren.

—-

Das Jahr hatte zweifellos einigermaßen annehmbar begonnen. Bernie war weder stoned noch besoffen gewesen. Im Gegenteil, er hatte klaren Kopfes nachgedacht und war mit einigen Lösungsmöglichkeiten um die Ecke gekommen. Wie wir wissen, endete Günther mit einem Loch im Kopf, das war unserem Bernie zu dieser Zeit allerdings noch nicht bewusst. Was hatte dieser dumme Schweinehund aber auch alles auf Lager. Schier unendlich kamen Bernie die Fallen vor, die sein innerer Schweinehund ihm tagtäglich in den Weg legte. Das vergangene Jahr hatte nichts greifbares ergeben. Die Arbeit. Ähem. Unbeeindruckt von Niederlagen am laufenden Meter nahm Bernie den Kampf mit dem Alltag wieder auf. Er bastelte sich eine Werkssirene in seinen Tigerkäfig. Er erhöhte sein Arbeitspensum. Er fuhr fort, mit dem dösigen Betreuungspersonal herumzujonglieren. Er fuhr auf Tickets. Er motivierte, statt zu demoralisieren. Er sparte gar. Nach seinen Medis konnte er eine Uhr stellen, auch wenn dort manchmal 17 statt 18 draufstand. Er bewegte seinen Geist. Manchmal jedoch, selten genug, ruhte er aus, atmete auf und tankte Kraft.

Die würde er auch brauchen.

Der Kopf

Sternzeit 1257,4

Seit Tagen vermisste Bernie seinen Kopf. Als er ihn auch in der Werkzeugkiste nicht fand, begann er, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Zuletzt hatte er ihn im Badezimmer gesehen. Er stellte den gesamten Tigerkäfig auf den (!) Kopf (!), aber fand ihn nicht. Schliesslich ging er ohne Kopf in die Kneipe. Er goss sich das Bier direkt in den Hals und fand seinen Kopf schliesslich in der linken Manteltasche. Nun konnte er sich beruhigt in sein sogenanntes ‘Zu Hause’ zurückziehen. Das allseits geschätzte Publikum mochte seinen Tigerkäfig nicht besonders. Wenig bis gar nichts war auch von seinem Tabak übrig, also musste er das Haus schon wieder verlassen. Mit einem der letzten beiden Fünfern kaufte er sich seinen geliebten schwarzen Tabak. Auf Gras hatte er seit Monaten keinen Bock gehabt, aber jetzt überkam es ihn doch. Schliesslich widerstand er. Zum Glück hatte er zu Hause noch einige Kreditkarteninfos herumliegen, so dass er ein Zehnerpack seines Tabaks in einem spanischen Onlineshop bestellen konnte. Der Briefträger würde das Paket durch die Gitterstäbe werfen. Einen letzten Apfelsaft trank er noch, dann rauchte er noch eine und schliesslich legte er sich ab. Es war Neumond.

you’ re a big boy now, so die

Zwischen Cappuccino 112 und Zigarette 237 ein weiterer Adventspost.

Nach 5 Jahren Arbeitslosigkeit und 5 Monaten Halbtagsarbeit stellen sich erste Frust- und Abnutzungserscheinungen ein. Zeittotschläger zieht seine Runden. Am Beginn war Gras. Dann kam Psychose. Zwischendurch Ausbildung und nun finale Rehabilitation. Auf diversen Seiten wurden diverse Trials und Tribulations im Netz verbreitet und auch sensible Körperteile fliegen auf unnützen Seiten durch unbekannte Peer-to-Peer-Netzwerke. Auf der Arbeit sind wir 7 von 150 und hier sind wir 8 – 9 von theoretisch 10 Plätzen. Der Autor weiss das Thema nicht mehr. Andrew Vachss lässt mich nicht los, die 15 Bände von insgesamt 18 in 23 Jahren wurden inhaliert und auch verstanden. Trojanische Pferde. Die Maden sind noch nicht ausgerottet aber erste Aufklärungsarbeit wurde geleistet und wohl auch einige Pädophilennetzwerke hochgenommen. Warum waren so viele Priester dabei ? Warum gebe ich nicht einfach eine Zigarette ab ? Es ist ein Geben und Nehmen, das ist mir schon klar. Aber man kann sich nicht nur durchschlauchen. Ein verdientes Bier schmeckt besser als ein geschnorrtes. Wahrscheinlich wäre es den Anderen nicht Recht, im Netz erwähnt zu werden, aber der Mensch ist nunmal ein soziales Wesen und ich lebe nicht im luftleeren Raum. Einer ist eingeflogen, zwei arbeiten und niedrigschwelllige Angebote werden von einigen genutzt. Das Leben ist zu kurz, um schlechte Laune zu haben. Hypnose gegen Rauchen auf einem Selbsthilfeflyer. Als Autor ist man universelles Wesen, man produziert Buchstaben für ALLE.

Alle sind per definitionem alle. Also alle anderen.

Trinken wir Cappuccino 113 und rauchen Nummer 238, lassen den lieben Gott einen guten Mann sein und geben also etwas ab. Es hilft nicht.

Eine Antwort ist nicht mehr zu erwarten. Countdown 19.