Zwischenstop

Sternzeit 0943,9

Heute haben wir einen ersten Zwischenstop eingelegt. Gegen 3 Glasen meldete die Giraffe ‘Land in Sicht’. Es handelte sich – wie sich bald herausstellte – um eine Insel. Ob wir an ihrer Küste wohl den Herrn der Gezeiten finden würden ? Der Ameisenbär kommandierte das Anlegemanöver. Nachdem wir unser Floß gesichert hatten, gingen wir von Bord und dann ans Ufer, der Reihe nach, zuerst Giraffe, dann Frosch, der Delphin blieb in Ufernähe, um das Floß zu bewachen und schliesslich Spinne, Fledermaus und als letztes Ameisenbär. Eingeborene sahen wir nicht, aber wir fanden Spuren eines Lagerfeuers am Strand. Wir teilten uns auf und machten uns in Zweiergruppen auf die Suche. Gegen Sonnenuntergang wollten wir uns wiedertreffen. Also, nachdem wir uns auf der Insel umgesehen hatten, berichteten wir uns gegenseitig von unseren Entdeckungen. Spinne und Fledermaus hatten ein unbewohntes Dorf entdeckt. Sie riefen und suchten, hatten aber Niemanden antreffen können. Frosch und Ameisenbär waren am weitesten ins Landesinnere vorgedrungen. Sie hatten sogar einige essbare Früchte mitgebracht, aber ebenfalls ausser einigen Affen nichts entdeckt. Die Giraffe kam als Letztes wieder zurück. Sie war einem Flusslauf gefolgt. Der führte sie bis zur Quelle. Als sie sich mit dem Wasser aus der Quelle erfrischt hatte, war auch sie den Rückweg angetreten. Zum Abendbrot auf dem Floß verspeisten wir die leckeren Früchte. Wir begannen, uns ernsthafte Fragen zu stellen, ob wir auf der richtigen Mission waren. ‘Ameisenbär, meinst Du, der Herr der Gezeiten ist hier irgendwo ?’, fragte die Spinne. Der Ameisenbär schlürfte den Rest aus seiner Frucht und sagte : ‘MMMhmm. Gut möglich, wie ich ihn kenne. Aber wir müssen weiter.’. Das verstand, wer will. War der Herr der Gezeiten etwa mitten unter uns, und wir bemerkten es nicht ? Wir sangen ein Danklied und bargen den Anker. Fledermaus und Delphin unterhielten sich noch über den richtigen Kurs, doch der Ameisenbär war sich sicher, dass wir wieder auf 30° wechseln mussten. Diesmal segelten wir die ganze Nacht durch und blieben alle wach. Wir hatten Lunte gerochen. Aufgeregt unterhielten wir uns über den Kurs, das Danken, den Seemannstod und nahmen uns für den nächsten Tag vor, einmal zu angeln. Langsam nahm der Mond wieder ab.

Endlich Wind

Sternzeit 0921,9

Heute morgen frischte es mächtig auf. Wir waren den ganzen Tag lang ungeschützt den nautischen Elementen ausgeliefert. Wir mussten mächtig kreuzen und alle waren auf ihrem Posten mit ganzer Aufmerksamkeit gefragt. Die Giraffe behielt den Verklicker im Auge. Im passenden Moment fragte der Ameisenbär : ‘Klar zur Wende ?’, worauf der Frosch an der Fockschot antwortete : ‘Klar !’. Dann leitete der Ameisenbär die Wende ein und der Frosch musste im passenden Moment die Fockschot lösen und warten, bis der Wind ins Segel griff. Den Unterschied zwischen Luv und Lee hatten mittlerweile alle im Blut. Die Fock schlug um. Nun musste die Schot – das ist die Leine, mit der das Vorsegel befestigt ist – um die Klampe auf der anderen Seite gewickelt und mit einem Achterknoten gesichert werden und alle mussten sich umsetzen. Wenn der Baum umschlug, mussten wir unsere Köpfe ganz schön einziehen. Endlich verspürte auch der Delphin wieder eine gewisse Lebensfreude und sprang öfter einmal aus dem Wasser. Er umkreiste das Floß etwa in einer Viertel Seemeile Abstand. Land war schon lange nicht mehr in Sicht. Der Ameisenbär hatte sich die größte Mühe gegeben, einen brauchbaren Kurs auszurechnen und mit Zirkel und Geodreieck auf der Landkarte zu markieren. Die Gischt sprühte nur so. Manchmal ließen wir auch einfach die Füße im Wasser baumeln. Am Abend waren wir alle mächtig geschafft und hatten großen Hunger. Langsam, aber sicher wurden wir ein eingespieltes Team. Den Ameisenbär wählten wir uns alle ohne Zweifel zum Käptn, auch wenn er uns mit seinem Seemannsgarn vom lieben Gott manchmal mächtig auf den Senkel ging. Der Frosch hatte Nachtwache und rauchte heimlich eine Zigarette. Nun hatten wir alle genug von der Seeluft geschnuppert um Appetit auf weitere Segelabenteuer zu bekommen. Bevor wir in die Koje gingen, schrieb der Ameisenbär noch einen Satz ins Logbuch : Kurs gehalten. Bis hierher hat er uns gut geführt.