Vateraugen

Sternzeit 0982,5

Mit liebenden Vateraugen beobachtete der Herr der Gezeiten aus seinem Schaukelstuhl unsere Truppe und fand sie ganz und gar rührend. Im Radio lief ein Sender aus Neuseeland. Immerhin, sie hatten sich auf den Weg gemacht und sie fragten sogar nach seinem Willen. Ob er es ihnen wohl erklären konnte, falls es zu einer erneuten Begegnung kommen würde ? Der Ameisenbär würde gewiss helfen. Der Herr der Gezeiten lächelte und drehte das Radio etwas lauter. Er mochte Minderheiten. Um seine Mannschaft zu retten, würde er sich etwas einfallen lassen müssen. Er wusste im Gegensatz zu ihnen, woher die Gefahr kam. Wie der Planet sich seit seinem letzten Besuch verändert hatte…. Der Sohn war im Garten und kümmerte sich um die Sonnenblumen. Er rief ihn zu sich, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. ‘Sie haben sich sehr verändert’, sagte er. ‘Sie fragen nicht mehr nach uns. Normalerweise…’. ‘Es gibt Grund zur Hoffnung’ antwortete der Sohn. ‘Nicht dass ich runtergehen wollte und wieder auf dem Wasser laufen, aber sie geben sich doch wirklich Mühe.’. Der Herr der Gezeiten drehte am Sender. Er konnte keine Nachrichten leiden und suchte Musik. Der Sohn summte ein wenig. ‘Wir geben ihnen Zeit’ sagte der Herr schliesslich. Zustimmend nickte der Sohn und ging wieder in den Garten. Es frischte auf. Die Mannschaft hatte sogar eine Flagge mit der Bootskennung und die Positionslichter hatten alle inzwischen verinnerlicht. Zunehmender Mond. Windstärke 6.

Alle ?

Sternzeit 0980,5

Hatten wir etwas übersehen ? Waren wir nicht gut genug vorbereitet ? Am Vormittag war relativ entspanntes Segeln, also ab und zu Kreuzen und den Kurs im Auge behalten angesagt, so dass wir den Ameisenbär noch etwas löchern konnten. Was meinte er damit, der Herr sei für alle gekommen ? Warum hatte er seine Erde so lange allein gelassen ? Würde die Tierwelt sich bei seiner Rückkehr wiedervereinigen ? Sollten wir unser Vorhaben nicht besser aufgeben und Urlaub machen ? Der Herr der Gezeiten war mit Sicherheit ein gar seltsamer Gesell, aber war er nicht auch ein bißchen gefährlich ? Der Bär gab sich die größte Mühe. ‘Stellt Euch vor, wir seien alle Ameisen. Wir können ihn nicht nachvollziehen und wir sollen ihn nicht nachvollziehen. Dafür sind wir nicht gemacht.’ erklärte er. Wir wurden alle ganz leise. ‘Aber er hat mir geholfen. Ich möchte ihm etwas zurückgeben.’ flüsterte der Delphin. Seine Kollegen nickten stumm. ‘Wir werden nicht müde, ihm Lieder zu singen.’ schlug die Giraffe vor. Damit konnte auch der Ameisenbär leben. Langsam fragten wir uns, wann wir den ersten Eisbär treffen würden. Gegen Abend holten wir das Grossegel und die Fock ein und warfen erneut den Anker, damit wir unsere Mahlzeit in Ruhe einnehmen konnten. Der Frosch hatte uns heute ganz wunderbare Calamaris zubereitet. ‘Herr, segne uns, unsere Mahlzeit und alle unsere Brüder und Schwestern.’ sprach er leise zu Beginn. Das mit dem Segen hatte der Ameisenbär uns inzwischen auch erklärt. Heute schrieben wir jeder einen einzelnen Satz ins Logbuch und wir legten einen Farn als Lesezeichen dazu. Als die Spinne ihre Nachtwache antrat, hörte sie wieder einmal leises Plätschern und auch sie dachte noch ein wenig über den Mond nach. ‘Wir üben uns in Demut.’ sprach der Ameisenbär als Gute-Nacht-Gruss. Langsam begannen wir, dankbar zu werden. Was der Bär wohl noch alles auf Lager hatte ?