Belgien im Allgemeinen, Flandern im Besonderen ist ein Epizentrum des Projekts “Solid”. Dort sollen 6 Millionen Pods an die Bürger ausgerollt werden. Ein Pod ist ein Personal Datastore, ein Stück des Webs, ein Datentopf, den man sich wie einen Ftp-Server vorstellen kann. Ein Pod kann jedoch weit mehr, als lediglich Daten zu hosten. Persönliche, Business-, Bank- oder gar Heizungsdaten werden bereitgestellt und sind semantisch verknüpft mit anderen Daten aus anderen Quellen, also verlinkt. Mehrere Anwendungen können auf dieselben Daten zugreifen, userzentriert sind alle Daten im ursprünglichen Sinne Eigentum des Besitzers. Metadaten sind ein wichtiger Bestandteil – Stichwort “see also” – und die Zeiten der Blogosphere sie leben hoch. Ein weiterer, wenn man so will ein siebter, Layer des Webs wird eingeführt, on top of everything that exists today. Die Identität des Users ist ein simpler URL, weltweit einmalig, und sie sichert den Zugang zum gesamten Ecosystem. Vergessen Sie 70 Logins bei 70 verschiedenen Onlineshops, Sie geben Ihre persönlichen Daten einmal ein und gewähren lediglich – wem auch immer, Personen, Organisationen oder Anwendungen – Zugang zu Ihrem Pod, den Sie jederzeit rückgängig machen können, also wieder entziehen. Verschiedene Apps konkurrieren miteinander und wenn App B ihren Job besser macht als App A, dann wechseln Sie lediglich die Rechte, die Sie gewähren. Bereits heute gibt es einige Handvoll Pod-Provider.
Erfunden hat’s, wie sollte es auch anders sein, Tim Berners-Lee auch genannt timbl und das ganze Projekt enstammt einem Forschungsprojekt am Massachuchetts Institute of Technology. Die Community ist global, kommt also aus allen Ecken des Planeten und arbeitet hart am Kernstück unter dem Dach des W3C, den Specifications. Terms, Ontologien, Vocabularies, Prozesse, Fehlermeldungen, Authentifikation und Autorisation sind erfunden worden und greifen bis ins letzte Detail ineinander. Im Wesentlichen gibt es bereits heute drei Versionen des Servers, die Produktionsreife erreicht haben, oder mindestens anstreben und die als Open Source jedermann zugängig sind. Der Quellcode ist in Javascript und Typescript geschrieben und wird in einem Github-Repository bereitgestellt. Stellen Sie sich vor, Sie brauchen nie wieder verschiedene Logins und Sie müssen nicht bei jeder neuen App wieder und wieder Ihre persönlichen Daten in ein Formular eintragen und sich dutzende (wenn nicht mehr) Passwörter merken. Manche nennen es Web 3.0. Mindestens auf der Transportschicht ist alles verschlüsselt. Die Blockchain brauchen Sie nicht dafür. Ein Haus hat verschiedene Zimmer mit verschiedenen Graden der Privatsphäre. Alice und Bob können kommunizieren, veröffentlichen, liken ohne dass Big Brother darin eingreifen kann. Denken Sie an die A.I. als Charlie. Das Web, wie es ursprünglich gedacht war, nimmt Formen an. Eine offizielle 1.0 gibt es noch nicht. Das ist jedoch lediglich eine Frage der Zeit. Sehen Sie sich um.
Spannende Zeiten.




